Nehmt uns mit auf eure alltäglichen Gassirunden hat Stephi von The Pell-Mell-Pack ihre aktuelle Blogparade eröffnet. Bitteschön: Streifzüge rund um den Havre in Saint-Germain-sur-Ay.
Kurzum, es geht um die kleinen Paradiese vor der Haustür. Ich gebe zu: Wenn ich faul bin, dann fahren wir auch mit dem Auto an den Strand und ich lasse die Hunde einmal bis zum Horizont und zurück rennen. Aber wir haben uns unter anderem auch für eben dieses Haus entschieden, weil ich direkt von der Haustür aus loslaufen kann. Idgie hasst nämlich Autofahren. Direkt loslaufen können ist deshalb für sie ein echtes Geschenk. 100 Meter von unserem Haus entfernt beginnt der Havre. Früher war dieser wirklich schiffbar. Jetzt kommt das Wasser nur noch bei den großen Springfluten vor unsere Haustür, an allen anderen Tagen kommen wir trockenen (oder zumindest matschigen) Fußes durch unsere Prärie. Der Havre ist Weide für ein paar hundert Schafe, die hier nahezu das ganze Jahr über frei umherlaufen und sich ihres Lebens freuen.
Rechts oder links – das ist die Frage
Außerdem tummeln sich Wasservögel, Krähen und Stare, Kaninchen, Nachbars Hühner, einige Füchse (die gerne Nachbars Hühner klauen), Fische und Amphibien im Havre. Bestimmte Pflanzen wachsen nur hier, wie zum Beispiel der Meereslavendel. Genug geschwärmt, es geht los! Ich muss dazu schreiben: Glorreich ist bei mir der Morgen nicht. Der frühe Vogel kann mich sowieso. Aber meine Hunde laufen gerne morgens, und Idgie hört jenseits der 25 Grad sowieso auf, wie ein Border zu funktionieren. Deshalb sind wir in den Sommermonaten auf die früheen Morgenstunden angewiesen. Und die beiden Collies wecken mich, wenn ich den Sonnenaufgang länger als eine Stunde verschlafe. So wurde aus einer Langschläferin eine Frühaufsteherin. Allerdings eine, die zuerst einen halben Liter Kaffee braucht. Und eine Zigarette. Dann bin ich bereit, den Hunden hinterherzustolpern. Grundsätzlich haben wir die Wahl zwischen zwei Gassirunden: Durch den Havre und die Dünen bis ans Meer (rechts rum) oder durch den Havre bis in den Wald von Lessay (links rum). Beides ist schön, aber das Meer ist nicht zu toppen, weswegen ich mich meistens für rechts entscheide.
Das tolle am Havre ist, dass er wirklich niemals gleich ist. Mal ist das Wasser weit weg, mal ist es sehr nah. Mal rasten Zugvögel oder wir finden viel Strandgut. Das Licht wechselt gerade in den Wintermonaten sehr schnell. Und die letzten Tage vor dem Frühlingsanfang hatten wir sogar Schnee. Unglaublich! Die Landschaft verändert jeden Tag ihr Gesicht. Durch Wind und Sturm und hereinlaufende Fluten ist der gesamte Havre einem ständigen Wandel unterworfen. Und für die Hunde ist es auch toll: Es riecht jeden Tag anders und sie finden jeden Tag ein neues Wasser- oder Schlammloch oder auch verlockenden Schafsch... in den sie sich genüsslich reinschmeißen können. Sauber kommen wir also nie nach Hause.
Mein Lieblingsplatz: Der Corps de Garde
Mein Lieblingsplatz zwischen Dorf und Meer ist der Corps de Garde. Zu Zeiten, als im Havre noch Salz verschifft wurde, diente er als Wachhaus. Mittlerweile restauriert und vorm erosionsbedingten Absturz gerettet, ist er zu einer kleinen Kapelle umgewidmet wurden. Hier sitzen und Richtung Meer schauen ist einfach ideal, um alle störenden Gedanken aus dem Kopf und selbigen wieder frei zu bekommen. Es ist mein ganz besonderer, mystischer Ort.
Nach dem Corps de Garde sind es nur noch ein paar Meter bis es dann endgültig in die Dünen und ans Meer geht. Die Dünen sitzen voll mit Kaninchen, und vor allem jetzt im Frühjahr sind sie wirklich überall. Auch Baby-Kaninchen, kaum größer als eine Maus, die einfach auf dem Weg sitzen bleiben. Idgie hätte beinahe mal eines aus Versehen eingeatmet, als sie mit dem Boden auf der Nase über den Dünenweg lief.
Ben und Idgie beim Alltagsgassi
Idgie hat aus verschiedenen Gründen zur Zeit großteils Leinenknast. Also läuft auch Ben an der Leine und wir zuckeln so vor uns hin. Das heißt: Idgie ist aus Deutschland noch eine flotte Gangart gewohnt und drückt aufs Tempo. Und Ben trödelt. Ohnehin liebt er es, immer den gleichen Weg zu nehmen, sein Revier abzulaufen und durchzumarkieren, in seine eigene Welt abzutauchen. Idgie dagegen testet gerne etwas Neues, und ab und zu lasse ich sie auch entscheiden, wo wir hinlaufen. Dann kommen wir meistens irgendwohin, wo wir noch nie waren, jedenfalls nicht zu Fuß.
Der Weg in den Wald
Ich persönlich mag auch den Weg in den Wald sehr gerne, der uns entweder links rum durch die Salzwiesen oder erst durch den Ort und dann in die Salzwiesen führt. Am Ortsende führt ein asphaltierter Weg den Havre entlang, der bei Hochwasser auch überschwemmt wird. Die Bewohner der fünf Häuser dort müssen bei den Springfluten über Schotterwege ihre Häuser ansteuern oder sind für kurze Zeit sogar ganz von der Außenwelt abgeschnitten. Ansonsten gibt es hier vor allem Schafe, sogar die totalen Anarchoschafe, die am liebsten jenseits des Havres schauen, ob Gras und Kräuter da grüner und leckerer sind. Direkt hinter den Feldern und Wiesen beginnt der Wald. Früher war dieses Land alles Heide und Moor. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde damit begonnen, die Lessayer Heiden aufzuforsten, hauptsächlich mit Pinien und Zypressen. Dazwischen wachsen Heidekraut und Stechginster, der oft schon im Januar blüht und bunte Farbtupfer in die sonst eher finsteren Wintermonate bringt.
Wie es sich für ein richtiges Sumpfgebiet gehört, steht auch hier meistens Wasser – und wir sind nach dem Gassi entsprechend eingesaut. Ben etwas weniger, denn wenn er kann, macht er sich möglichst nicht die hübschen, weißen Pfoten dreckig. Idgie dafür umso mehr. Nach der Waldrunde kehren wir über verschiedene Feldwege in unser Dorf zurück, Zuhause warten das Futter und mein Frühstück. Morgenmuffelei hin oder her – unser Morgengassi ist ein perfekter Start in den Tag.
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Ute (Donnerstag, 22 März 2018 05:31)
Schön �!
Genau so liebe ich es!
Cathrin (Donnerstag, 22 März 2018 08:30)
Wieder einmal so schön geschrieben und so verpackt, dass man beim Lesen genau in diesem Moment genau dort ist �❤.
The Pell-Mell Pack (Montag, 26 März 2018 17:17)
Oh ist das wunderschön bei euch!
Diese Landschaft direkt vor der Haustür ist nicht zu toppen.
Vielen Dank, dass ich euch zumindest virtuell begleiten durfte.
Herzliche grüße
Stephie mit Enki und Luna
Vega (Samstag, 31 März 2018 14:28)
Lese mich gerade durch die Seiten und bin begeistert!
Sind im Mai mit unserem Collie da und freuen uns so sehr auf viele neue Eindrücke und die wunderschöne Landschaft.
Vielen Dank für die tollen Berichte.
Herzliche Grüße
Karin (Montag, 02 April 2018 11:40)
Ein toller Bericht mit sehr stimmungsvollen Fotos , der richtig Lust darauf macht, diesen Landstrich zu entdecken. Dankeschön!
Kerstin (Montag, 10 September 2018 19:09)
Es ist genau so wunderschön, wie du beschreibst! Wir sind 2 Wochen in der Gegend und lieben es!! Und unser Ari erst...
Heike (Mittwoch, 30 Januar 2019 20:40)
Ich kann zwar auch direkt vom Haus aus loslaufen, ohne meine beiden adoptierten Spanier ins Auto zu hieven, aber, ganz ehrlich: Obwohl der Odenwald ja als Ferienregion gilt, kann man das mit deiner Gassirunde überhaupt nicht vergleichen. Meine Odenwaldspanier und ich, wir werden vor Neid richtig blaß um die Nase. :)
Trotzdem habe ich dich gern bei deinem hier vorgestellten Spaziergang begleitet. Fast habe ich das Gefühl, mit dabeigewesen zu sein. Danke!
Nur in einem schätze ich mich glücklich: Meine Odenwaldspanier sind inzwischen doch echte Langschnarcher. In der Beziehung ergänzen wir uns perfekt .... Nach Sonnenaufgang durch den Wald zu stapfen, das wäre für mich Höchststrafe. Wir sind im Sommer eher in der Dämmerung unterwegs. Andererseits: Wenn ich so eine tolle Gegend, einen so grandiosen Strand vor der Tür hätte .....??????
LG, Heike
Christa Bösiger (Samstag, 17 Oktober 2020 06:36)
Herzlichen Dank fürs mitnehmen auf solch wunderschöne Hundespaziergänge. Wiederum sehr interessanter Bericht, so toll und "blumig" ge- und beschrieben, dass man beim lesen mit dabei ist. Ich freue mich au den Zeitpunkt wo ich diese Routen mal mit meinen 3 Hundis gehen kann.