Der Clicker ist ein praktisches Werkzeug im Hundetraining, denn ich kann auf den Punkt genau meinem Hund zu verstehen geben, dass er etwas richtig macht. Viele Hundemenschen nutzen den Knackfrosch deswegen im Training. Aber hättet Ihr gewusst, dass das kleine Kinderspiel- und Hundetrainingswerkzeug vor über 70 Jahren Geschichte geschrieben hat?
Klick! "Jetzt hat es klick gemacht!" "Ich habe ihm das verklickert" sind gängige Sprichwörter, die eigentlich nichts mit unserem Casus Knackus zu tun haben, und dennoch illustrieren, warum der kleine Clicker im Hundetraining so effektiv ist. Und nicht nur dort: Clickern könnt Ihr auch Hühner, Schafe, Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen. Denn der Clicker zeigt dem Tier: Jetzt machst du es richtig, gleich gibt es eine Belohnung!
Als der Clicker Leben rettete
Ursprünglich wurde der Clicker als Taktgeber für Marschkapellen konstruiert. Auch Kinder konnten sich in den 1920er Jahren für das lustige Klick-Klack des Metallclickers begeistern. Als die Alliierten die Landung in der Normandie planten, standen sie vor einem Problem: Wie sollten sich die Fallschirmjäger, die vor der eigentlichen Landung hinter den feindlichen Linien abgesetzt werden sollten, verständigen? In finsterster Nacht, vom Feind umzingelt? Lichtzeichen geben oder munter "Hallo" in die Nacht zu rufen, war ein denkbar schlechter Plan. Klein sollte der Signalgeber sein, einfach an jedem Fallschirmspringer zu befestigen und robust. Es ist nicht überliefert, wer die Idee hatte, den Clicker zur Freund-Feind-Kennung zu nutzen. Leider auch nicht, wie die Reaktion der Generäle war, als Vorschlag und Kinderspielzeug auf den Tisch kamen. Aber wir können uns den ungläubigen Gesichtsausdruck durchaus vorstellen: "Ein Kinderspielzeug? In der gefährlichsten und aufwendigsten Schlacht, die es seit Menschengedenken gegeben hat?" Doch die Idee – ebenso einfach wie genial – setzte sich durch. Ein Klick für Hallo? und ein Doppelklick, um als Freund zu antworten. Ein Kinderspielzeug, produziert von ACME in England für ein paar Cent, hat unzähligen GIs in der Sumpf- und Heckenlandschaft der Normandie das Leben gerettet, in jener stockfinsteren, stürmischen Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944. Klick und Klick-Klick signalisierten, dass das Gegenüber zur eigenen Truppe gehörte. Nach der Landung funktionierte der Trick mit dem Klick übrigens nicht mehr, denn die NS-Truppen hatten Gefallenen und Gefangenen das Zauberwerkzeug abgenommen und die Freund-Feind-Kennung damit wirkungslos gemacht.
"Die Pistole in der einen, den Clicker in der anderen Hand, kroch ich die Hecke entlang und suchte nach einem Tor. Als ich es gefunden hatte, hörte ich auf der anderen Seite eine Bewegung. Ich entsicherte meine Pistole und war bereit. Dann habe ich den Klick gehört. Es war das angenehmste Geräusch, das ich im gesamten Krieg gehört habe."
General Maxwell D. Taylor, Kommandant
der 101st Airborne Division
Vom Clicker-Ruhm
Bis heute ist das Klick-Klack in D-Day-Zermonien zu hören. In zahlreichen Spielfilmen und Serien zum D-Day spielt er ebenfalls eine Rolle, etwa in "Der längste Tag" und "Band of Brothers". Lange Zeit stritten die Experten darüber, ob nur die 101st Airborne Division oder auch die 82nd Luftlandeeinheit mit den Clickern ausgestattet war. Bis heute kursieren im Netz unterschiedliche Meinungen dazu.
Der Clicker in der modernen Tiererziehung
Nach dem Krieg durfte der Clicker wieder zivile Aufgaben übernehmen und erfreute hauptsächlich Kinderherzen. Bis Tiertrainer den Knackfrosch für ihre Zwecke entdeckten, ermöglichte das Klick-Klack-Geräusch doch positive Bestärkung im richtigen Moment. In den USA wurde der Clicker ab Mitte der 1950er Jahre populär, zum endgültigen Durchbruch verhalf ihm Karen Pryor. Sie sammelte ihre ersten Erfahrungen mit der Ausbildung durch positive Bestärkung 1963 im Sea Life Park auf Hawaii. Delphintrainer benutzten meist eine Polizeipfeife als konditionierten Bestärker. Als Pryor begann, die Erkenntnisse aus der Delphindressur auch auf Hunde und Pferde zu übertragen, nutzte sie dafür einen "Knackfrosch. das Spielzeug, das man im billigen Warenhaus kaufen kann und das "klick-klick" macht, wenn man draufdrückt", schreibt sie in ihrem Buch "Positiv bestärken – sanft erziehen." Aus den USA trat der Clicker erneut einen Siegeszug an – im Tiertraining. Oder könnt Ihr Euch heute eine Hundeschule ohne Klick-Klack-Geräusch vorstellen?
Geschichte in meiner Hand – der Original-Clicker von ACME
Echte Original-Clicker von der Landung der Alliierten sind rar und kaum bezahlbar. Selbst schlechte Fälschungen, auf Alt getrimmt, erzielten lange Zeit in Online-Auktionen horrende Preise. Mittlerweile produziert ACME den Original-Clicker wieder selbst. Auf den selben Maschinen und im selben Gebäude, wie einst die Clicker für die 101st Airborne Division. Ein Echtheitszertifikat bestätigt dies. Damit keiner die Repliken als "echte" Clicker verkaufen kann, ist auf der Innenseite ein Stempel angebracht. Für das Hundetraining hat er für mich drei Vorteile:
- Er sieht besser aus, als der aus Plastik.
- Das Klickgeräusch ist extrem laut, also auch in lauter Geräuschkulisse mit Wind und Meer noch gut zu hören.
- Mein persönlicher Favorit: Ben mag das Geräusch, meinen Plastikklicker fand er absolut gruselig und hat immer Meideverhalten gezeigt. Ein Hoch aufs Original!
Zum Weiterlesen
Über das Clickertraining sind viele kluge Bücher geschrieben worden. Ich mag das Original von Karen Pryor: "Positiv bestärken – sanft erziehen" (im Original heißt das Buch: "Don't shoot the Dog") sehr gerne. Es ist erschienen im Franck Kosmos Verlag (ISBN: 978-3440106297). Viel Hintergrundwissen vermittelt auch "Mein Clickertraining: Vom positiven Umgang mit Hunden" von Martin Pietralla aus dem selben Verlag (ISBN: 978-3440116272).
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Nico DO (Freitag, 04 Mai 2018 23:09)
Wieder was neues gelernt.
Merci Barbara
Helga Brosseder (Montag, 21 Mai 2018 09:41)
Sehr interessanter Beitrag.