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Vet-Geflüster

Idgie hatte ja bislang 2018 nur Pech. Erst lahmte sie, ohne dass eine Ursache gefunden werden konnte. Als das Lahmen (dank "Happy Again") weg war, ist sie mit Tempo 200 in unseren Zaun gedonnert und hat sich den Karpallballen aufgeschlitzt. Und als diese Wunde verheilt war, hat sie sich ihre Schwanzhaare auf 15 Zentimetern ausgerissen, Schwanz und Hinterteil blutig und wund gebissen. Da drauf hat sich eine Entzündung niedergelassen, gefolgt von einer Pilzinfektion und einer Reinfektion. Und Durchfall hatte sie zwischendrin auch noch.

Ein Border Collie liegt auf der Seite und schaut missmutig in die Kamera
Keine Ursache, elender Rattenschwanz: Durch Idgies Einschränkungen ist unser Wohlbefinden nachhaltig gestört.

Toller Nebeneffekt: Wir kennen mittlerweile alle Tierärzte unserer Tierklinik und haben alle Behandlungsräume gesehen. Wir wissen, wie das mit dem Notdienst am Sonntag funktioniert (auf den Anrufbeantworter sprechen oder immer wieder probieren, bis der diensthabende Tierarzt den Arm aus der Kuh wieder raus hat und abnehmen kann). Ich muss an der Rezeption nicht mehr meinen für französischen Zungen unaussprechlichen Nachnamen buchstabieren, die netten Damen kennen mich bereits (und haben sich sicher irgendwo eine Eselsbrücke gebaut, um unsere Datei zu finden). Ich habe gelernt, dass die Normannen sehr umsichtig sind: Eine Frau hat sich erboten, auf meinen zweiten Hund aufzupassen, während ich mit Idgie in der Klinik bin, ich solle ihn nur nicht im Auto zurücklassen. Eine Patientenbesitzerin hat verhindert, dass Idgie eine Bremse frisst (Idgie fängt leider alles. Die Frau hat ihr ins Maul gefasst und das Viech wieder rausgeholt, zurück blieb nur ein kleiner Stich im Mundbereich, der zum Glück keine weiteren Komplikationen nach sich gezogen hat). Und nicht zuletzt haben wir einen kleinen Beitrag dazu geleistet, dass es der Klinik weiterhin wirtschaftlich gut geht und neue Tierärzte eingestellt hat. Trotzdem: Es reicht jetzt, Idgie, wir machen seit fast acht Wochen damit rum. Idgie reicht es schon eine ganze Weile. Ihr fehlt die Bewegung – aber die Sonne strahlt so unbarmherzig, dass der Sonnenbrand auf dem Pavianarsch und Eselsschwanz sicher das nächste Problem wäre, würden wir uns auf längere Touren wagen. Und zu warm ist es ja obendrein, Idgie funktioniert nur bis zu Temperaturen bis 25 Grad. Also drehen wir morgens und abends unsere Gassirunden, und die fallen nicht üppig aus.

Ein kranker Border Collie liegt auf einer Decke
Idgie hatte dieses Jahr wirklich Pech.

Unser Tagesablauf

Idgie hält sich zur Zeit fast ausschließlich im Wohnzimmer auf, da ich das am besten desinfizieren kann. Zum Fegen, Saugen und Wischen gesellen sich ein Dampfgang auf dem Sofa, ein Desinfektiongang und zwei Klarspülgänge. Das Sofa wird zudem mit einem Spannbetttuch abgedeckt, das ausreichend heiß gewaschen werden kann. So starte ich in den Tag. Nach dem Kaffee, versteht sich, meist dennoch zu einer unchristlichen Zeit. Jeden zweiten Tag wird Idgie mit einem antiseptischen Duschbad traktiert (das wirklich gut ist) und jeden vierten mit dem Pilzbehandlungsmittel, das so ätzend ist, dass ich zur Verarbeitung Gummihandschuhe tragen muss. Idgie lässt das alles klaglos über sich ergehen, sogar das Duschen, was sie wirklich hasst. Sie steigt sogar freiwillig in die Wanne, wartet brav während der Einweichzeit und lässt ohne Murren das Ausspülen über sich ergehen. Nicht ganz so tapfer ist sie hinsichtlich des Juckens. Da Idgie immer noch ab und an Juckanfälle hat, bleibt auch die Wundertüte zunächst außer zum Fressen und zum Gassi drauf. Beim Gassi ist das anstrengend genug, denn manchmal versucht sie, den Rücken an normannischen Hauswänden zu schrubben, ein anderes Mal, mit dem blanken Arsch über den Asphalt zu rutschen (die Analdrüsen sind in Ordnung, es ist nur der Juckreiz).

Ein echtes Scheissproblem

Unsere Minirunden führten und führen uns durch den Ort, mittlerweile auch wieder in die Salzwiesen. Und wir wissen diesen Ort mit seinem Blumenschmuck, mit seinen Steinhäusern wieder echt zu schätzen. Vorher sind wir ja oft einfach an den Strand gelaufen oder gefahren. Ben liebt es ja sowieso, jeden Tag den gleichen Weg zu gehen. Weitere Nebeneffekte:

  • Der beste aller Ehemänner weiß immer, wo wir sind, denn alle vierbeinigen Alarmanlagen in den Gärten der Nachbarn signalisierten unsere Position sofort und genauer als jedes GPS.
  • Wir wissen, dass die Hündin, die aussieht wie ein Beagle im XXXXXL-Format dem Metzger gehört, dement ist und gerne mal entwischt. Wir wissen auch, dass sie uns einfach nachläuft, bis sie wieder Zuhause ist.
  • Auch der eingelaufene Jack Russell lässt sich mit zwei Border Collies wieder auf seinen Hof zurück bringen, wenn er nicht nur eingelaufen, sondern auch weggelaufen ist.

Trotz aller Vorteile, wir haben auch ein anderes Problem ausgemacht. Denn Idgie kackte während der Antibiotika-Gabe dreimal am Tag. Ben aus Solidarität mit. Ich habe ausgerchnet: Bei 6 Haufen am Tag und einer Strecke von einem Kilometer, liegt nach 17 Tagen alle zehn Meter ein Haufen von uns. Mit berücksichtigt, dass auf der Hälfte keine Grünfläche zur Verfügung steht, bleibt alle fünf Meter ein Haufen von uns zurück. Und das bei einer Halbwertszeit von 46,5 Tagen. Heftig, oder? Natürlich haben wir brav alles weggeräumt, aber das offenbart das nächste Problem: Wir produzierten Unmengen von Plastikmüll! Wirklich umweltfreundliche Alternativen scheint es auf dem Markt nicht zu geben, wir sind um jeden Tipp dankbar. Zum Glück hat sich die Lage mittlerweile normalisiert und auch der Durchfall ist verschwunden. Aber ein Sch... Problem bleibt es ja trotzdem.

 

Idgie platzt der Kragen

Ein Border Collie trägt einen Kragen als Leck- oder Beißschutz.
Einen wahrhaft schönen Hund entstellt nichts.

Ganz ehrlich: Der Plastikkragen, den wir vom Tierarzt hatten, war mit ein Teil des Problems. Idgie stieß überall dagegen. Meine Beine waren voller blauer Flecken, und auch Ben hat nicht gerade wenig abbekommen. Also hab ich im Internet einen weichen Kragen bestellt, der zum Teil aus Stoff, zum Teil aus Plastik besteht. Mit diesem Modell bleibt sie nicht mehr an uns und an den Möbeln hängen, sie kann zum Schlafen den Kopf ganz ablegen und er ist groß genug, damit die vorwitzige Bordernase nicht an den Hintern kommt. Schön ist es aber natürlich trotzdem nicht, schon gar nicht bei der Hitze :-(. Trotz der Vorteile, hat der Trichter ist zwei gravierende Nachteile:

  • Durch den Stoff wird das Sichtfeld des Hundes eingeschränkt.
  • Nach vier Wochen Dauerbenutzung ist er schon ganz schön runtergelummelt. Im Plastik sind fette Kratzer und Knicke, der Stoff ist an vielen Stellen vom Kratzen angerauht und hat an einer Stelle sogar schon ein Loch. Nichts ist für die Ewigkeit.

Dennoch würde ich Euch dieses Modell von ZenCone weiterempfehlen, weil die reinen Plastiktrichter wirklich ein Hauch von Sado-Maso verströmen. Unsere französischen Vets jedenfalls sind begeistert von dieser amerikanischen Erfindung, die ironischer Weise in Mexiko produziert wird.

Kollateralschaden: Ben

Der kleine Ben bleibt leider zur Zeit auf der Strecke. Denn Idgie lässt ihre schlechte Laune an ihm aus (was wir natürlich unterbinden). Er versteht nicht, warum seine Idgie plötzlich nicht mehr spielen will. Neulich hatte ich ihn dann mal allein mit auf einer längeren Runde, da hat es ihn total gestresst, dass Idgie nicht dabei war. Schließlich ist sie sein Fixstern in unbekanntem Terrain. Auf allen Fotos, die ich gemacht habe, seht Ihr nur einen unsicheren und gestressten Hund. Im Normalfall ist er jetzt tagsüber, wenn ich arbeite, mit mir im Büro und schläft dort. Für ihn ist aber die ganze Welt aus den Fugen geraten. Und nicht nur für ihn, sondern für uns alle. Eine vermeintliche winzige Ursache (vermutlich war der Auslöser doch ein Bienenstich) hat eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die unseren Tagesablauf nachhaltig stört. Einen echten Lagerkoller haben wir mittlerweile alle, inklusive dem Standesamtmitbringsel. Vom verpfuschten Sommer mal abgesehen, ist in der Zeit auch viel liegen geblieben, das jetzt so nach und nach hoffentlich von der To-Do-Liste verschwindet. Spätestens bis Weihnachten :-O .

Zwei Border Collie rangeln am Strand in der Normandie um einen Zergel.
Die Zeiten freundschaftlichen Gerangels zwischen Idgie und Ben gehören der Vergangenheit an. Ben verunsichert das zutiefst.

Mehr zu gesunden und kranken Hunden und zu Tierärzten findet Ihr hier:

Tierärzte in der Normandie
Urlaub mit Hund in der Normandie: Gesundheitsgefahren in Frankreich für Hunde
A Day in Life – Alltag mit HUnd in Frankreich

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Kommentare: 3
  • #1

    Cathrin (Mittwoch, 01 August 2018 23:52)

    Liebe Barbara, auch wenn der Hintergrund des Artikel echt ein Sch... Problem ist und ich zutiefst mit dir fühle....der Artikel ist so witzig und toll geschrieben. An manchen Stellen wollte ich eigentlich laut los lachen, wenn es doch nicht um die Süßen ginge die echt leiden. Der arme Ben und Idgie die alles so tapfer erträgt. Ich hatte in Gedanken dein Haus als Bild im Kopf und konnte alles genau sehen. Ich wünschte ich könnt euch irgendwie unterstützen. Ganz liebe Grüße Cathrin

  • #2

    Daphne (Donnerstag, 02 August 2018 21:55)

    Hallo Barbara, ja, trotz allem Mist den du vermittelst, klingt dein/euer Tagesablauf noch irgendwie unterhaltsam. Ihr scheint das beste draus zu machen. Justy hatte vorletztes Jahr auch eine Pilzentzündung. Die sollten wir jeden Tag mit Seifenwasser/Spülmittel-wasser abwaschen, am besten mit einem Einweg-Stofflappen. Und danach ein Anti-Pilzmittel-Salbe draufgeschmiert. War zwar auch etwas langwierig, aber ist dann aber irgendwann verschwunden. Herzliche Grüße Daphne

  • #3

    Vera (Dienstag, 07 August 2018 23:55)

    Liebe Barbara,
    auch ich musste schmunzeln, wie du tapfer humorvoll den jetzigen Alltag schilderst.
    Die Standard “Lampenschirme“ sind tatsächlich nichts für umtriebige Hunde, da ist erfindungstechnisch noch Luft nach oben. Zum Glück ist Spencer schon recht ruhig im Alter, so hat er das Ding vor kurzem stoisch ertragen.
    Idgies Kragen sieht doch topp aus, passt zum Fell! Würde es spontan “Modell Windmühle“ nennen.
    Der arme Ben, er tut mir allerdings fast noch mehr leid, aber es lässt sich nicht ändern.
    Ich wünsche euch allen, dass sich alles allmählich wieder einpendelt, sich Idgie wieder unbeschwert in die nächsten Abenteuer stürzen kann, Bens Welt dadurch geradegerückt wird und ihr alle zusammen noch eine schöne (Spät)Sommerzeit erleben könnt.
    In diesem Sinne
    ganz herzliche Grüße



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