[UPDATE 2022]In diesem Artikel erzähle ich Euch, warum der Frühling die ideale Reisezeit für den Urlaub mit Hund in der Normandie ist und was Euch im März, April und Mai erwartet. Und werden eigentlich an Ostern in Frankreich Eier versteckt? Auch diese spannende Frage wird geklärt.
Habt Ihr gewusst, dass der Frühling jeden Tag 40 Kilometer von Südwesten Richtung Deutschland zurück legt? Da die Normandie ein gutes Stück weiter westlich liegt, hält hier auch der Frühling früher Einzug. Die Mimosen stehen in der Regel von Ende Februar bis Mitte März in voller Blüte, ebenso die Kamelien. Bedingt durch den sehr milden Winter ist dieses Jahr alles etwas früher dran – bei uns im Ort hat die Mutigste unter den Mimosen bereits Anfang Januar die ersten Blüten gezeigt. In den Gärten könnt Ihr schon seit einigen Wochen nicht nur Schneeglöckchen, sondern auch Osterglocken bewundern, die ersten wilden Primeln blühen ebenfalls schon an den Straßenrändern. Ab April kommt dann auch der Bärlauch hinzu, der an vielen kleinen Bocage-Wegen massenhaft wächst. Ende April gesellen sich Orchideen zur Blütenpracht. Vor allem das Knabenkraut ist sehr häufig im Landesinneren anzutreffen. Nicht nur in der Flora tut sich viel in der Normandie, auch die Zugvögel kehren in ihr Habitat zurück. Ab Mitte Februar sind die ersten Störche wieder im Land. Schwalben und Mauersegler sind im April wieder anzutreffen. Vermehrt wurde in den letzten Jahren aber beobachtet, dass die Schwalben nicht mehr in Afrika, sondern an der Atlantikküste überwintern – wohl eine Folge des Klimawandels. Im Frühjahr kommen zudem die Brandgänse zum Brüten in die Normandie. Ihr könnt die Brutpaare vorwitzig in den Dünen sitzen sehen. Die Natur lernt Ihr am besten zu Fuß kennen. Wenn Ihr Brut- und Zugvögel beobachten wollt, geht das zum Beispiel in den Marais des Cotentin oder an den Havres der Westküste. Im Havre de Geffosses und im Réserve Naturelle du Domaine de Beauguillot gibt es sogar eigens aufgebaute Hütten, von denen Ihr die Vögel beobachten könnt, ohne sie zu stören. Bitte beachtet, dass Hunde im Naturschutzgebiet zwingend anzuleinen sind und dass es auch in Frankreich eine Brut- und Setzzeit gibt!
Andere Länder, andere Sitten: Frühlings- und Osterbräuche in der Normandie
Auch in Frankreich gibt es viele Bräuche, die mit dem Frühling verknüpft sind. So ist es durchaus üblich, andere Menschen in den April zu schicken. Genannt wird das hier "Poisson d'Avril", also April-Fisch. Der Brauch geht ursprünglich so, dass Kinder versuchen, den Erwachsenen unbemerkt einen Papierfisch auf den Rücken zu kleben. Mittlerweile haben sich in Frankreich aber durchaus die gängigen Aprilscherze durchgesetzt. Die Tageszeitungen übertreffen sich damit, kreative Falschmeldungen zu veröffentlichen und sogar die Behörden spielen mit: So veröffentlichte beispielsweise die Gendarmerie der Eure 2017 über Facebook die Meldung, dass sie künftig mit Ferraris über die Straßen patrouillieren werde. Also, glaubt besser nicht alles, was Euch an diesem Tag erzählt wird :-)
Osterbräuche in der Normandie – wer bringt die Eier?
Leben wie Gott in Frankreich könnt Ihr natürlich auch zu Ostern, denn was wäre ein französisches Fest ohne leckeres Essen? Vor allem Lammspezialitäten sind zu Ostern angesagt, denn die Lämmer werden in der Normandie bereits ab Weihnachten und im Januar und Februar geboren. Die ältesten Lämmchen überleben daher das Osterfest nicht. Auch Eier – sei es vom Huhn oder aus Schokolade – stehen zu Ostern hoch im Kurs. Wie in Deutschland üblich, werden sie für die Kinder versteckt. Allerdings nicht vom Osterhasen, der in der Normandie eine ruhige Kugel schieben kann. Zuständig für die Eiergabe sind in Frankreich die Glocken. Wie das geht? Ganz einfach: Am Gründonnerstag fliegen alle Glocken nach Rom. Dort holen sie nicht nur den österlichen Segen ab, sondern auch die Eier, die sie auf ihrem Rückweg am Ostersonntag verstecken. Nebeneffekt dieser Legende: Von Gründonnerstag bis Ostersonntag sind keine Kirchenglocken zu hören. Anders als in Deutschland ist übrigens der Karfreitag kein Feiertag! Der Ostermontag dagegen schon. Trotzdem haben oft die Supermärkte zumindest vormittags geöffnet.
Maiglöckchen und Muttertag – weitere Frühlingsbräuche und Feiertage in Frankreich
Darüber hinaus werdet Ihr in der Normandie weitere Frühlingsbräuche antreffen. So ist der 1. Mai Maiglöckchentag. An der Fête du Muguet ist es üblich, seinem oder seiner Liebsten einen Strauß Maiglöckchen als Glücksbringer zu schenken. In vielen Orten in der Normandie werden die kleinen Sträußchen auf der Straße oder in Blumenläden verkauft. Ihr dürft sie an diesem Tag (und nur an diesem Tag) allerdings auch selbst pflücken. Der Brauch, le Muguet über der Tür seiner Liebsten anzubringen, soll bereits im Mittelalter bestanden haben – doch erst König Karl der Neunte machte aus dem heimlichen Liebesgruß eine offizielle Botschaft. Er schenkte 1560 allen Damen des Hofes einen Maiglöckchenstrauß und begründete damit diese schöne französische Tradition.
Der Muttertag, die Fête des Mères, wird in Frankreich nicht am zweiten Maisonntag, sondern am letzten Maisonntag begangen. Die Väter sind noch später dran und haben ihren Ehrentag am dritten Junisonntag. An beiden Ehrentagen dürfen sich Mama oder Papa über besondere Aufmerksamkeit ihrer Kinder freuen. Christi Himmelfahrt wird dagegen ohne Bollerwagen und Bier gefeiert und ist, wie der Pfingstmontag auch, ein Feiertag. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Pfingstmontag von 2004 bis 2007 kein arbeitsfreier Tag war. Massive Proteste jedoch bewogen die Regierung, diesen Schritt rückgängig zu machen. Vive la France! Fronleichnam, der in manchen deutschen Bundesländern zur Tradition gehört, ist kein Feiertag in Frankreich. Begangen wird dagegen der 8. Mai, der Tag des Kriegsendes. Hier wird an vielen Memorials in der Normandie der Toten gedacht – oftmals sind die Straßen dort dann gesperrt.
Frühling in der Normandie – Start in die Urlaubssaison
Im April erwacht die Normandie aus ihrem Winterschlaf: Viele Campingplätze starten am 1. April in die neue Saison. Auch viele Museen öffnen wieder ihre Pforten. Spätestens zu den französischen Frühlingsferien sind die meisten Sehenswürdigkeiten wieder geöffnet. Auch die ersten Feste und Flohmärkte werden ab April veranstaltet. Auf Eure Agenda gehören zum Beispiel die Foire aux Bulots in Pirou, die normalerweise ihren angestammten Platz am letzten Aprilwochenende hat. Wegen der Präsidentschaftswahlen findet das Traditionsfest in 2022 erst Mitte Mai – am 14. und 15. – statt. Das Festival Jazz sous les Pommiers in Coutances bringt heuer das Städtchen in der Woche vom 20. bis 28. Mai zum klingen und auch das Museumsfest Pierres en lumières, das 2022 am 21. Mai veranstaltet wird, lohnt einen Besuch.
Die Frühlingsferien sind übrigens anders als in Deutschland nicht an das Osterfest gekoppelt, sondern starten immer abhängig von der Region von Anfang bis Ende April und enden zum Teil erst Anfang Mai. In der Normandie haben die Kinder vom 9. April bis 25. April schulfrei. Die Pariser, die traditionell gerne in die Normandie reisen, sind dieses Jahr vom 23. April bis 9. Mai an der Reihe. Ferien zu Pfingsten, wie in vielen deutschen Bundesländern üblich, gibt es nicht.
Darum ist der Frühling die ideale Zeit für einen Urlaub mit Hund in der Normandie
Der Frühling in der Normandie ist zwar launisch und wechselhaft, aber wohl temperiert und oft sonnig. Wir grillen meist um Ostern herum an. Gleichzeitig ist es aber nicht so warm, dass Ihr zusammen mit Hund nichts mehr unternehmen könnt. Der Frühling ist der ideale Zeitpunkt für ausgedehnte Wanderungen, für kleine Städtetrips oder zum Sightseeing. Auch wenn Osterferien sind, ist es vielerorts noch lange nicht so voll, wie in den Sommerferien, sodass der Urlaub mit Hund sehr entspannt ist. Manche Ferienunterkunft lässt sich sogar noch "last minute" buchen. Auch an ganz vielen Stränden in der Normandie seid Ihr zusammen mit Hund ohne größere Einschränkungen willkommen. Und das Wasser ist auf alle Fälle für die Hunde schon warm genug – meine toben bereits ab März durch die Fluten.
Und – kommt Ihr im Frühling in die Normandie?
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