Nach Gouville-Plage komme ich immer wieder gerne. Auch wenn der Ort zwischendrin ein Hundeverbot am Strand verhängt hatte, das mittlerweile wieder aufgehoben wurde. Auch wenn die Anwohner:innen mit allen Kräften daran arbeiten müssen, um die Campingplätze zu retten und tieferliegende Häuser, weil die Dünen so von der Erosion zerfressen sind, dass bei Sturmfluten das Wasser über die Straßen läuft.
Geotubes, riesige Quadersteine, ständige Baustellen begleiten mittlerweile das Strandleben in Gouville-Plage. Noch vor einigen Jahren hat niemand damit gerechnet, dass die Erosion so dramatische Ausmaße annehmen könnte. Mittlerweile geht die Präfektur davon aus, die beiden Campingplätze bis 2026 umsiedeln zu müssen. Die Bewohner:innen stemmen sich dagegen, viele Dauercamper:innen, die zum Teil ihr ganzes Leben die Wochenenden und Ferien in einem Mobilhome verbracht haben, auch. Sie sind jahrzehntelang zum Fischen gewesen, haben den Sonnenuntergang von der Terrasse aus bewundert, trafen sich mit Freunden zum Apéro oder zum Petanque. Ihr kleines Stück vom Paradies, es ist nicht nur mehr bedroht, es zerfällt vor ihren Augen.
Es ist noch Zeit, sagt ein Kollektiv im Ort. Die Menschen sammeln Unterschriften und an Weihnachten ausgediente Christbäume, mit denen sie die Dünen schützen. Während auf der rechten Strandhälfte nur noch Stein und Beton helfen, ist der Kampf gegen das Wasser auf der linken Strandhälfte noch nicht verloren. Dort, wo die Strandhütten von Gouville stehen.
Badehütten sind das normannische Äquivalent zum Strandkorb. Nicht ganz vergleichbar, da Ihr wirklich alles unterbringt, was Ihr den Sommer über braucht. Den Grill und den Campingtisch, die Badebekleidung und Wechselklamotten. Meist stehen diese Badehütten ordentlich in Reih und Glied am Strand. Nicht so in Gouville: Hier wirken die Badehütten, als habe Gott sie in einen rieseigen Becher gesteckt und dann über den Dünen von Gouville gewürfelt. Auch wenn eine gewisse Struktur erkennbar ist, erscheint die Komposition zufällig, mit leicht anarchistischem Charme. Das gilt auch für die Dächer, die mal blau, mal rot, mal grün oder auch pink sind. In Gouville mag man es bunt.
Geburtshelfer für die Hütten von Gouville war ein Hotelier, der die Urlauber:innen vor über 100 Jahren mit Kutschfahrten durchs Watt in den beschaulichen Ort lockte. Die Kabinen dienten als Umkleide und zur Unterbringung des Gepäcks. Heute zählen sie zum Kulturerbe, neue Hüttchen dürfen aber wegen der empfindlichen Dünen nicht mehr errichtet werden, so wie auch der Durchgang zwischen den Kabinen mittlerweile begrenzt und reglementiert wurde. Zu viele Fußgänger:innen, die kreuz und quer laufen, setzen den letzten Dünen von Gouville zu. Mittlerweile so stark, dass die Gemeinde erwägt, den Zugang komplett zu verweigern. Zu viel Instagram könnte schnell das Ende des Kulturerbes bedeuten, wenn die pittoreske Kulisse Anziehungspunkt für Fotograf:innen und Maler:innen ist, für verliebte Pärchen und Menschen, die gerne in der Natur chillen, zwischen schiefen Holzbauten und Hasenschwanzgras, das im Licht der aufgehenden Sonne wie Gold schimmert.
Neben den Strandhüttchen gibt es weitere gute Gründe, dem Strand in Gouville-sur-Mer deinen Besuch abzustatten:
Und wie gefällt es Euch in Gouville?
Transparenzhinweis: Die Links dienen Eurer Information und sind unentgeltlich in den Artikel eingeflossen. Veröffentlicht am 26. Juni 2022.