Diese kleine Wanderung mit Hund bringt Euch von Bricquebec im Herzen des Cotentin bis zum Kloster der Trappisten ein Stück nördlich. Die Wege sind meist geschottert und asphaltiert und können auch im Winter und Frühjahr begangen werden.
Die Stadt Bricquebec liegt im Herzen des Cotentin und ist eine kleine Sehenswürdigkeit für sich. Allein die Schlossruine ist einen Abstecher wert! Das kleine Städtchen hat einige pittoreske Gassen vorzuweisen und auch am Fluss L'Aizy könnt Ihr ein paar nette Ecken entdecken. Die heutige Stadt geht auf eine Besiedlung der Wikinger im 9. und 10. Jahrhundert zurück. Die Nordmänner nannten das kleine Tal mit seinem Flusslauf "Brekkubekk", was so viel wie Flussstrom bedeutet. Wichtiges Zeugnis ist bis heute die Burgruine der einstigen Festung aus dem 10. oder 11. Jahrhundert mit ihrem imposanten Donjon. Die Burganlage könnt Ihr von außen ganzjährig und kostenfrei besuchen – auch mit Hund. Leider werden die zur Verfügung gestellten Kotbeutel von den Besuchern nur sporadisch genutzt. Das Schloss beherbergt zudem ein Hotel mit Restaurant und ein kleines Museum. Wir haben zum Start unserer Wanderung das Auto auf dem großen Platz vor dem Schloss abgestellt. Montags ist hier ein großer Markt, sodass Ihr woanders parken müsst, dafür aber in den Genuss des Marktbesuchs kommt. Nach einigen Schritten durch Schloss und Gassen biegen wir rechts weg Richtung Voie Verte, die um den Ort herum führt. Die Voie Verte sind ehemalige Bahntrassen, die zu Wander- und Radwegen umgewandelt wurden. Insgesamt keine sehr spannende Angelegenheit, da es meistens geradeaus geht und die Trassen rechts und links bewachsen sind. Für größere Radtouren aber sehr genial und im Winter eben deshalb klasse, weil Ihr hier wirklich trockenen Fußes durchkommt. Und das Stück hier, im Norden von Bricquebec, hat wegen des Flusslaufs durchaus seinen Reiz.
Von der Voie Verte biegt Ihr links ab über ein kleines Stück eher unbefestigten Feldweg, der aber schnell wieder in einen asphaltierten Wirtschaftsweg mündet, der die Zufahrt zu einem Wertstoffhof ist. Der Weg biegt wieder links ab und bringt Euch ein bisschen auf Höhe bis nach La Luzerne. Zugegeben – spektakulär ist das landschaftlich alles nicht. Es sind so eher die Kleinigkeiten am Wegesrand wie diese unfassbar dicke Kuh auf der Weide oder die ersten blühenden Camelien oder der dicht von Misteln bewachsene Apfelbaum, die den Reiz dieser kleinen Wanderung ausmachen. Und oben, in La Luzerne, da würde ich gerne wohnen, es ist unglaublich idyllisch und schön da! Der Weg führt Euch ein Stück über einen Ortsverbindungsweg weiter, von dem Ihr wieder links in einen geschotterten Feldweg abbiegen müsst.
Ich gebe zu: Ich habe mit den Collies den Abzweig überlaufen und bin erst bei der nächsten Einmündung links abgebogen. Das war unser tollstes Stück auf dem Weg, denn es gibt ein paar kleine Felsbrocken, auf denen es sich herum klettern lässt, was die Hunde wirklich spaßig fanden. Und Ihr kommt an der gefassten Quelle des Aizy vorbei, die wohl zum Kloster gehört. Nur leider: Dieser Weg ist eine Sackgasse, links versperrt Euch ein Zaun, nach vorne die Bocage zum Feld den Weiterweg. Im Winter könnt Ihr querfeldein laufen, aber im Sommer ist das nicht empfehlenswert, zumal es vernehmlich nach Wildschwein gerochen hat. Allerdings war ich auch nicht die erste, die sich hier hin verirrt hat – es waren zahlreiche Spuren wandernder Menschen zu finden. Mein Tipp: Nehmt besser den Weg, der in der Wegführung ausgewiesen ist (und denkt an eine vernünftige Karte – die passende ist die IGN 1211OT, die es im Schreibwarenladen oder im Supermarkt gibt). Der Schotter auf dem Wanderweg hat zwar große Schlaglöcher, ist aber selbst mit einem Hundebuggy noch zu begehen und trocken.
Meine gelaufene Strecke habe ich im GPS-File entsprechend bereinigt.
Eure nächste Station sollte das Trappistenkloster sein. Ich musste erstmal selbst nachlesen, was das eigentlich für ein Orden ist. Kurz gefasst: Die Trappisten sind eine Abspaltung der Zisterzienser und heißen auch Zisterzienser der strengeren Observanz. Der Name Trappisten rührt vom Kloster La Trappe in der Orne her, wo Armand Jean Le Bouthillier de Rancé als Abt tätig war. Er gilt zwar nicht als Begründer der Reformbestrebungen innerhalb des Ordens, aber als einer, der diese weiterentwickelte und verbreitete. Strenge Askese und harte Arbeit waren für diese Trappistenmönche und -nonnen charakteristisch. Wenn Ihr mehr zum Orden wissen möchtet, könnt Ihr auf wikipedia und auf der Seite des Klosters (auf französisch) mehr erfahren. Der Abstecher lohnt wegen des kleinen Marktes, den die Trappisten unterhalten. Hier werden die eigenen Produkte, vor allem eingemachte Wurstwaren vom Schwein, aber auch Erzeugnisse anderer Klöster angeboten. Der ursprünglich im Kloster hergestellte Käse, der Trappe de Bricquebec wird heute von der Molkereigenossenschaft Les Maîtres laitiers du Cotentin produziert. Wir hatten leider Pech: Das Magasin war justament an diesem Tag geschlossen, sodass wir Euch nicht erzählen können, wie lecker die Produkte sind. Am besten findet Ihr es selbst heraus! Sehenswert fand ich die Kirche aus dem 19. Jahrhundert, die an Schlichtheit nicht zu überbieten ist und den Friedhof des Ordens, mit seinen einfachen weißen Holzkreuzen ebenfalls sehr minimalistisch gestaltet. Vom Kloster aus folgt Ihr der Straße und lauft kurz vor dem Ortseingang wieder zurück auf die Voie Verte. Nach dem Bahnhof biegt Ihr links ab und könnt noch ein bisschen den Ort selbst erkunden.
Der Wanderweg ist einfach zu begehen und auch im Winterhalbjahr trocken! Große Schwierigkeiten erwarten Euch nicht, der Anstieg auf den mit 120 Meter höchsten Punkt verläuft flach und gemütlich. Freilauf ist für Euren Hund abseits der schwach befahrenen Ortsverbindungswege ebenfalls möglich. Achtet auf der Voie Verte auf Radfahrer und rundum die Abtei auf Wild – wir haben hier zur hellsten Mittagsstunde einen ganzen Trupp Rehe gesehen. Für die rund neun Kilometer braucht Ihr zwei bis zweieinhalb Stunden (ohne Shopping, Besichtigung, Fotos und Extratouren).
Hinweis: Ich habe diese Wanderung mit meinen Hunden am 22. Februar 2019 gemacht, die Ortsbilder aus Bricquebec stammen vom Januar 2019. Der Artikel wurde am 24. Februar 2019 veröffentlicht. Die Karte wurde mit uMap und auf Basis der OpenStreetMap-Daten erstellt; © OpenStreetMap-Mitwirkende. Alle anderen Bestandteile – Fotos, Text und Grafik – sind mein geistiges Eigentum und dürfen ohne Rücksprache weder ganz noch in Teilen verwendet werden.
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