Wasser und Wind – kleine Mühlenwanderung

Das Hinweisschild zur Moulin à Vent du Cotentin habt Ihr bestimmt schon mal gesehen, wenn Ihr in der Ecke Portbail/Barneville Urlaub gemacht habt. Seid Ihr dem Schild schon mal gefolgt? Diese Windmühle ist die letzte noch funktionierende Windmühle auf dem Cotentin und kann besichtigt werden. Alljährlich findet ein Mühlenfest statt. Der Haken an der Sache: Hunde dürft Ihr weder mit in die Mühle, noch in den Mühlenladen nehmen. Aber es gibt Alternativen: Diesen kleinen Rundweg zum Beispiel!

Eine traditionelle Windmühle auf der Cotentin-Halvinsel in der Normandie
Die Moulin à Vent bei Fierville-les-Mines ist die letzte funktionstüchtige Windmühle auf dem Cotentin.

Die Tiefdruckgebiete mit Regen und Wind geben sich Anfang März 2019 die Klinke in die Hand. Wind, Regen, Hagel, ein bisschen Sonne – und schon wiederholt sich das Schauspiel von vorne. Bei einem auch nur kurzen Gassi ordentlich geduscht zu werden, ist äußerst wahrscheinlich. Wir nutzen daher eine kurze Tief-Rückseite, um diesen Rundweg zu testen. Die Collies und ich starten oben an der Windmühle, wo außer dem wackeren Koch des Restaurants, der die Speisen für den Mittagstisch vorbereitet und einem coolen Landwirt, der in seinem schlammverspritzen Monstertrecker der nassen normannischen Erde zu Leibe rückt, noch niemand unterwegs ist. Doch: Die Postfrau, die letzte wilde Amazone, die in ihrem gelben Kangoo über die Feldwege prescht und gleich dreimal unseren Weg kreuzen wird.

Die Manche – ein Land der Mühlen

Die Reste eines Mühlrades bei Coutances in der Normandie
Von vielen Wassermühlen sind nur noch die Ruinen übrig.

Einst waren die Mühlen zahlreich im Département La Manche. Windmühlen, aber noch mehr Wassermühlen, bestimmten das Landschaftsbild. Die meisten von ihnen wurden im 16. und 17. Jahrhundert errichtet, es sind aber auch ältere Bauwerke bekannt. Die älteste Windmühle wurde bereits 1180 in Liesville-sur-Douve gebaut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierten in der Manche um die 1.000 Wassermühlen und rund 100 Windmühlen. Karten aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen allein für den Cotentin 800 Mühlen, die zu 75 Prozent  Wassermühlen sind. Entlang des Höhenzuges der Côte des Isles sind zudem sehr viele Windmühlen zu finden. Dazu gesellen sich Öl- und Papiermühlen. Sogar zwei Mühlen, die von der Kraft der Gezeiten angetrieben wurden, soll es gegeben haben – in Cherbourg und Carentan.

Wie überall in Europa setzte mit zunehmender Industrialisierung das Mühlensterben ein. Die letzte Windmühle stellte ihren Betrieb 1940 ein. Auch Wassermühlen sind rar geworden. Noch schlimmer: Das Kulturerbe droht zu verschwinden, denn neben einer Handvoll Mühlen, die sich noch in Betrieb befinden, ein paar Museumsmühlen und einigen Mühlen im Privatbesitz, ist von der einst reichen Mühlenlandschaft nicht mehr viel zu entdecken. Viele Gebäude wurden aufgegeben und sind heute allenfalls nur noch rudimentär vorhanden. Oft ist nur noch der Mühlkanal erhalten. Die einzige Windmühle auf dem Cotentin, die noch funktionstüchtig ist und besichtigt werden kann, ist eben jene Moulin à Vent auf dem Hügel über Fierville-les-Mines. Sie stammt aus dem Jahr 1774 und wurde 1997 wieder instandgesetzt. Ihr könnt sie – leider nur ohne Hund – besichtigen.

Laufen rund um die Mühle – Einblicke ins Landleben

Wir sind ja ohnehin eher die Outdoor-Fans und wollten diesen kleinen Rundweg schon immer mal laufen. Ihr könnt direkt bei der Mühle starten. Der Einstieg in den Wanderweg erfolgt auf der anderen Straßenseite über einen asphaltierten Weg zu einem Gehöft, auf dessen Dach an diesem Tag die Handwerker hämmern. Es ist Frühling auf dem Cotentin – überall wird an diesen Tagen noch gewerkelt. Vor dem Gehöft biegt der Wanderweg, der mit einem blauen Balken ausgezeichnet ist, rechts in einen Feldweg, der wegen der Regengüsse der letzten Tage ganz schön feucht ist. Ein paar hundert Meter weiter dürft Ihr eine Ehrenrunde durch einen kleinen Weiler drehen, könntet Euch diese Schleife aber auch sparen und gleich links abbiegen.  Von dort aus führt Euch der Weg in jenes so typische Weideland des Cotentin. Hecken, Kühe, ab und an ein Haus, ein paar Schafe. Der unverwechselbare Warnschrei eines Fasans. Und dann eben – nichts. Höchstens die verwegene Postlerin. Die kreuzt abermals in La Petite Motte unseren Weg, einem entzückenden Weiler mit hübschen Steinhäusern und großen Anwesen mit knorzigen Bäumen. Von dort aus führt Euch der Weg wieder durch saftiges Weideland. Ein paar Gräben lassen schon ahnen, dass hier im Tal der Saudre sich ebenfalls eine Mühle befunden haben muss. Nachdem der Weg kurz auf die D50 einschwenkt und abermals nach rechts abbiegt, liegt das Mühlengebäude auch schon an den Bachlauf geschmiegt. Das Haus ist liebevoll restauriert, und sogar das Mühlrad ist noch vorhanden. Nach einer weiteren Wegbiegung könnt Ihr die Windmühle auf dem Hügel erkennen. Der Wanderweg macht einen erneuten Schlenker um in einem Waldweg zu münden. Hier ist es richtig morastig – aber eben auch waldig. Der Bach gurgelt und murmelt vor sich hin und nimmt so manches Mal eine Auszeit da, wo wir laufen wollen. Ohne kleine Schlammpackung kommen wir hier nicht davon. Die philospophische Frage des Tages lautet: Warum ist es immer matschig, wenn es besonders schön ist? Noch ein paar hundert Meter weiter hat der Bach den Hohlweg komplett in Besitz genommen. Um nicht zu sagen: Der Weg ist unwegsam und so schlüpfen wir unter einem Strick durch und folgen ein kurzes Stück weißen Pfeilen über ein privates, aber trockenes Grundstück. Im Sommer wird dieser kleine Abstecher aber (hoffentlich) zu vermeiden sein. Wieder festen Boden unter den Füßen kommen auch schon bald wieder Häuser in Sicht und zur Mühle ist es auch nicht mehr weit.

Bildimpressionen von der Tour

Mein Fazit: Wanderung rund um die Moulin à Vent

Grafik zur WAnderung bei der Moulin á Vent du Cotentin

Mir hat der kleine Rundweg wegen seiner vielen alten Steinhäuser und der beiden Mühlen gut gefallen. Die Strecke ist zudem nur 5,6 Kilometer lang und wir haben inklusive Fotos anderthalb Stunden gebraucht. Der Aufstieg ist bis auf den Matsch sehr moderat und da die Stecke zudem keine Schwierigkeiten aufweist, ist sie auch für ungeübte und wintermüde Spaziergänger zu empfehlen. Wenn Ihr wegen des Matschweges unsicher seid, könnt Ihr einfach der Straße nach wieder zur Windmühle laufen. Weiterer Vorteil: Das Restaurant oben bei der Mühle, das jahrelang leer stand, ist seit 2018 wieder bewirtschaftet und kredenzt Euch zum Beispiel Galettes und Burger, um den Kalorienspeicher wieder aufzufüllen. Getestet haben wir es wegen unserer dreckigen Pfoten und Füße nicht, haben aber auf Anfrage die Auskunft erhalten, dass kleine bis mittelgroße Hunde (ein Aussi gilt dabei als "mittelgroß") auch ins Restaurant mitgebracht werden dürfen. Ansonsten könnt Ihr Eure Wanderung stilecht auf einem der Picknick-Plätze mit einer Stärkung beschließen. Der Weg ist mit blauen, zum Teil auch noch gelben (verschlissenen) Balken versehen. Wenn Ihr etwas weiter laufen wollt, folgt Ihr bei der Wassermühle nicht der von mir beschriebenen Route, sondern der offiziellen Beschilderung, die  Euch über einen weiteren Schlenker in die Ortschaft Fierville-les-Mines führt. Die Strecke ist dann circa 9,5 Kilometer lang. Wenn Ihr nach Karte statt mit GPS laufen wollt, ist die 1211 OT von IGN das richtige Blatt.


Die Wanderung in der aktiven Karte

Noch mehr Mühlen könnt Ihr hier entdecken



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Wandern mit Hund in der Normandie: Kleiner Rundweg um die Moulin à Vent auf dem Cotentin

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Moulin à Vent – kleiner Rundweg
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