Portbail spielt eine entscheidende Rolle bei unserer persönlichen Normandie-Liebe. Seit wir das erste Mal hier waren, hat es uns immer wieder hier hin gezogen. Geradezu magisch – und das, obwohl es hier gar nicht so viel zu sehen gibt. Oder etwa doch?
Nun gibt es keine Gemeinde auf dem Cotentin, die nicht auf eine lange Geschichte und besondere Zeugnisse dieser im Stadtbild verweisen könnte. Und diese sind auch in Portbail (die Einheimischen ziehen die Schreibweise Port-Bail vor) zu finden. Das Gebiet, das heute Côte des Isles genannt wird, wurde schon in der Prähistorie besiedelt, vereinzelt finden Sie auch heute noch Zeugnisse davon, wie etwa die Allée Couverte bei Les-Moitiers-d’Allonne. Die Siedlung Portbail entstand in gallorömischer Zeit. Wie wichtig die Siedlung damals war, lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass es ein Taufbecken gab. Dieser baptistère – der 1956 bei Grabungsarbeiten im Stadtzentrum entdeckt wurde – ist in Europa einzigartig. Auch die Kirchen der Gemeinde sind sehenswert: Die romanische Eglise Notre Dame stammt aus dem 11. Jahrhundert und steht heute unter Denkmalschutz. Hier finden in den Sommermonaten Ausstellungen statt. Die Kirche direkt am Havre ist das Wahrzeichen Portbails und zusammen mit den Schiffswracks sicher das meistfotografierteste Motiv in der kleinen Hafenstadt. Außerdem sehenswert: Die Kirche Saint-Martin und die Kapelle Saint Siméon, ein Stückchen außerhalb von Portbail in Richtung Barneville.
Es sind aber nicht in erster Linie die Sehenswürdigkeiten, die Portbail so interessant machen. Es ist das Gesamtkunstwerk, das die kleine graue Stadt am Meer ausmacht. Nehmt Euch Zeit und erkundet auf einem Streifzug Portbail! Im Zentrum findet Ihr den Marktplatz. Frisches Obst und Gemüse, allerfeinste Meeresfrüchte und Käse, Cidre und Calvados könnt Ihr hier jeden Dienstagvormittag auf dem Markt erstehen. Vom Marktplatz gehen zahlreiche kleine Seitenstraßen ab, die Euch einen Eindruck von dem "alten" Portbail – das im Zweiten Weltkrieg übrigens fast völlig zertört wurde – vermitteln.
Vor allem zur Weihnachtszeit putzt sich das kleine Städtchen raus – die Festbeleuchtung wartet jedes Jahr mit neuen Überraschungen auf und ist einen Abstecher wert, wenn Ihr in der Nähe seid.
Mit Hund könnt Ihr ebenfalls ganz entspannt in Portbail laufen. Immer am Havre entlang über die Rue Aubert gelangt Ihr zum Weiler La Riviére mit seinen hübschen Steinhäuschen. Von hier aus nehmt Ihr die kleine Betonbrücke über die Ollonde nehmen und befindet Euch mitten in dem ausgedehnten Dünengebiet von Lindbergh Plage. Der Name "Lindbergh Plage" ist übrigens ein – typisch normannischer – Marketinggag aus dem frühen 20. Jahrhundert, die dem großzügigen und luxeriösen Ausbau der kleinen Touristensiedlung dienen sollte. Neben einer Statue zu Ehren von Charles Lindbergh sollten ein Flugplatz, ein Hotel, ein Kasinos, einTheater, eine Pferderennbahn, ein Golf- und Tennisplatzes und sogar eine Wasserflugzeugbasis im Havre entstehen. Die hochfliegenden Plänen ließen sich jedoch nicht verwirklichen, der Name – und die Legende – hält sich bis heute. Belege, dass der legendäre Pilot Charles Lindbergh die Dünen bei seiner berühmten Atlantiküberquerung überflogen hat, existieren derweil nicht. Aber das nur am Rande. Gleichwohl bieten sich die Dünen für einen Spaziergang mit Hund an – beachtet bitte, dass die Dünen zum Teil beweidet sind und vor Kaninchen nur so wimmeln. Wenn Ihr trockenen Fußes wieder zurück über die Betonbrücke wollt, solltet Ihr zudem den Gezeitenkalender studieren. Denn an Tagen mit einem hohen Koeffizienten ist die Brücke bei Flut ganz oder teilweise überschwemmt.
Die zweite Möglichkeit, mit dem Hund die Umgebung von Portbail zu erkunden ergibt sich, wenn Ihr die Brücke Treize Arches, die über den Havre führt und Portbail-Bourg und Portbail-Plage verbindet, überquert. Im angrenzenden Gebiet findet Ihr die berühmten Schiffswracks von Portbail. Das bekanntere von beiden, "L'Angelus" ist sicherlich der heißeste Fotospot im Havre von Portbail, doch seine Tage sind gezählt. Mitte der 1990er Jahre wurde das Wrack von einem Fan gekauft, der es vor dem Verfall retten wurde, alleine, es blieb ein Traum. Immer wieder wurde der Besitzer aufgefordert, den einstmals stolzen Trawler zu beseitigen oder vor Ort zu zerstören. Mittlerweile haben Fluten und Wind "L'Angelus" so zugesetzt, dass es nur noch eine Frage von ein paar Grandes Marées ist, bis das Schiff in den Fluten versinkt. Neue und schicke Boote könnt Ihr nebenan im vollständig renovierten Yachthafen bewundern. Im weiteren Verlauf gelangt Ihr in ein kleines Dünengebiet und von dort aus an den Strand von Portbail. In den Sommermonaten (Juli/August) gilt am bewachten Badestrand zwar ein Hundeverbot, außerhalb der gelben Bojen und außerhalb der Saison werden Hunde am Strand aber freundlich toleriert.
Am 1. Januar 2019 haben sich die Gemeinden Portbail, Denneville und Saint-Lô-d'Ourville zu der neuen Gesamtgemeinde Portbail-sur-Mer zusammengeschlossen. Die neue Gemeinde hat rund 2.600 Einwohner.
Webseite der Gemeinde Portbail: www.portbail.fr
Webseite der Touristinfo des Cotentin: https://www.encotentin.fr/