Cherbourg und wir – das ist eine ganz besondere Beziehung. Denn während unserer ersten gemeinsamen Normandiereise ging einer unserer Ausflüge in die Hafenstadt auf dem Cotentin. An einem Tag, an dem es so stürmte, dass es uns auf dem Weg fast von der Uferstraße gespült hätte. An einem Tag, an dem es so regnete, dass wir in Cherbourg von Café zu Café hasteten und schließlich in einem großen Kaufhaus uns mit neuen Klamotten, namentlich einer warmen Jacke in XXL eindeckten. Also zumindest ich. Und das im August. Und trotzdem, oder genau deshalb, ist dieser Tag für alle Zeiten in meinem Herzen eingraviert und hat mit zu meiner Cotentin-Liebe beigetragen.
Das war 2003. Die Jacke gibt es immer noch, ist aber mittlerweile so zerschlissen, dass ich sie außerhalb unseres Gartens nicht mehr tragen kann. Ihre besten Zeiten hat sie mehr als hinter sich. Ähnliches gibt es vielleicht auch von Cherbourg zu sagen, denn wann immer wir in den letzten Jahren dort waren, es fehlte immer mehr. Das Kaufhaus – geschlossen. Die Cafés, Restaurants – verrammelt. Der Leerstand in der Fußgängerzone – gigantisch. Die a vendre Schilder – unübersehbar. Cherbourg schien langsam, aber sicher zu sterben. Nicht zuletzt der großen Einkaufsmeilen vor der Stadt wegen, wo sich ein Supermarkt an einen Baumarkt, an ein Modegeschäft, einen Möbelladen und ein Kaufhaus drängelt, dicht an dicht. Belebt schien in Cherbourg nur noch der Hafen zu sein, ansonsten hieß es in jeder Gasse bonjour tristesse. Aus einer Laune heraus sind wir im Januar 2019 nach längerer Pause mal wieder in Cherbourg gewesen ("wir sollten mal wieder..."). Und siehe da, es macht den Eindruck, als sei die Kehrtwende geschafft. Viele der einst leeren Schaufenster beherbergen wieder einen Laden mit lokalen Produkten oder Boutiquen und Andenkenläden. Einige ganz neue Kneipen sind dazu gekommen und trotz Jahreszeit und usseligem Wetter haben wir sogar Menschen auf der Straße angetroffen. Sicher, eine geschleckte Touristen-Sehenswürdigkeit wird Cherbourg nicht mehr werden. Aber mittlerweile gesellt sich zum maroden Charme auch wieder maritimer Flair in der Stadt.
Cherbourg ist eine sehr alte Stadt. Bereits im 4. Jahrhundert errichteten die Römer hier ein Castrum, das wohl Coriallo oder Coriovallo hieß. Die Wikinger verpassten der Stadt einen neuen Namen und das Schloss von Cherbourg wurde 1026 in einer Urkunde als eines der bedeutensten genannt. Schon immer wurde die Stadt von kriegerischen Auseinandersetzungen heimgesucht. Deswegen wurde der Hafen zu einer gigantischen Festungsanlage ausgebaut. Die Rade de Cherbourg galt lange Zeit als die größte künstliche Reede der Welt. Der Hafen umfasst heute Handels-, Fischerei-, Fähr- und Jachthafen. Zudem landen seit 2007 Kreuzfahrtschiffe in Cherbourg an. Bedeutend ist zudem der Fährverkehr nach Irland. Schifffahrt und Marine waren und sind wichtig für die Stadt. Die Titanic startete von hier aus zu ihrer Jungfernfahrt. Die Vedettes de Cherbourg, die Schnellboote von Cherbourg, gingen ebenfalls in die Geschichte ein. In einer Nacht- und Nebelaktion verließen 1970 die Kriegsschiffe den Hafen von Cherbourg, um wenig später in Isreal wieder aufzutauchen – trotz verhängtem Waffenembargo. Der israelische Geheimdienst hatte das Husarenstück ersonnen, hohe französische Regierungsmitglieder wahrscheinlich mitgespielt, Cherbourg in ganz Frankreich einen zweifelhaften Ruhm erlangt.
Den meisten Franzosen ist Cherbourg außerdem wegen des Films Les Parapluies de Cherbourg (Die Regenschirme von Cherbourg) bis heute ein Begriff. Der Musicalfilm war ein echter
Gassenfeger – vor allem wegen Catherine Deneuve. Ihr könnt bis heute im Stadtbild Reminiszenzen an die cineastische Hommage für die regnerische Stadt auf dem Cotentin finden. Nur nebenbei: In der
Tat regnet es in Cherbourg öfter als auf dem restlichen Cotentin (und eigentlich immer, wenn wir war da sind). Die regnerischste Stadt Frankreichs soll trotzdem Brest in der Bretagne
sein.
Die Festungsstadt Cherbourg war im Zweiten Weltkrieg von wichtiger strategischer Bedeutung. Die nationalsozialistischen Besatzer bauten die Stadt zur Festung aus. Während andere Städte im Juni 1944 in der Normandie von den Alliierten vergleichsweise einfach eingenommen werden konnten, stießen die Truppen in Cherbourg auf erbitterten Widerstand der deutschen Truppen. Erst am 27. Juni 1944 gelang daher die Befreiung der Hafenstadt. Der Hafen von Cherbourg war von den Deutschen nahezu vollständig zerstört worden. Nach der Instandsetzung in den folgenden Wochen und Monaten wurde Cherbourg einer der wichtigsten Nachschubhäfen für die vorrückenden alliierten Truppen.
Heute heißt die Stadt Cherbourg-en-Cotentin. Neben der Kernstadt Cherbourg umfasst sie die ehemaligen Gemeinden Octeville, Équeurdreville-Hainneville, La Glacerie, Querqueville und Tourlaville. Die neue Stadt entstand durch Zusammenschluss am 1. Januar 2016 und hat heute rund 81.000 Einwohner. Damit ist
Cherbourg-en-Cotentin die viertgrößte Stadt der Normandie.
Ein Rundgang durch die Innenstadt von Cherbourg lohnt durchaus, und auch am Jachthafen oder am Fischereihafen könnt Ihr mit dem Hund entlang schlendern. Zum Teil gibt es bei der Uferpromenade sogar Grünflächen und (erstaunlicherweise) Kotbeutelspender. Empfehlenswert sind Abstecher auf die Befestigungsanlagen – hier könnt Ihr auf der Mauer einfach ein Stück ins Meer rein laufen. Die Innenstadt von Cherbourg ist relativ kompakt und besteht aus einer Fußgängerzone mit mehreren Straßenzügen und einigen Gässchen und Hinterhöfen. Beeindruckend ist der Platz rund ums Theater. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg nicht in Mitleidenschaft gezogen und spiegelt etwas vom Glanz Cherbourgs in früheren Zeiten wider. Ein Kleinod mitten zwischen den Häuserschluchten ist der Jardin Emmanual Liais. Selbst im Winter ist es hier total grün und manche Blumen blühen sogar im Januar. Allerdings dürft Ihr den Park (und das angeschlossene Museum) nicht mit Hund betreten. Da das Gelände sehr überschaubar ist, könntet Ihr Euch aber abwechseln (sofern Ihr zu Zweit unterwegs seid). Ansonsten lohnt es sich absolut, in die Gassen zu schlendern, in denen weniger los ist. Oder sich durch schmale Durchgänge in einen der Hinterhöfe zu wagen. Es wartet wirklich so manches echtes Kleinod auf Euch, das Ihr in Cherbourg so nicht erwartet hättet. Und da die Innenstadt mittlerweile weniger trist ist als noch vor ein paar Jahren, werden wir sicher bald wieder auf Entdeckungsreise gehen.
Neben der Innenstadt hat Cherbourg einige Sehenswürdigkeiten zu bieten, die zu den wichtigsten des Cotentin zählen. Nur leider: Hunde müssen draußen bleiben. Deshalb hier nur eine Auflistung dessen, was Ihr sehen solltet. Unter Umständen sind ja Eure Interessen so unterschiedlich gelagert, dass Ihr den Tag getrennt verbringt und eine/r eine Tour durch das Val de Saire oder über die Route des Caps unternimmt, während der/die andere sich in die Museumswelt stürzt. Das solltet Ihr nicht verpassen:
Wenn Ihr Euch für Schiffe und Seefahrt interessiert, werdet Ihr von den Häfen in Cherbourg nicht genug kriegen können. Es ist immer Bewegung auf dem Wasser, elegante Jachten sind ebenso unterwegs wie Fischerboote. Seit 2007 landen bei der Cité de la mer Kreuzfahrtschiffe an, die mittlerweile der Stadt und dem Umland bis zu 85.000 Besucher bescheren.
Ich persönlich finde ja Kreuzfahrten die sinnloseste und fragwürdigste Urlaubsform überhaupt. Doch steigende Fahrgastzahlen auf Kreuzfahrtschiffen (Corona zum Trotz) und die zahlreichen Schaulustigen, die sich regelmäßig im Cherbourger Hafen einfinden, sprechen eine beredte Sprache: Die majestätischen Schiffe faszinieren einfach sehr viele Menschen (Feinstaub und Over-Tourisme hin oder her). Und gar nicht mal so wenige Menschen in meinem Umfeld lieben es, irgendwo auf einer Bank oder Mauer zu sitzen, und ein- und auslaufenden Schiffen zuzusehen. Lasst Euch gesagt sein: In Cherbourg seid Ihr wahrlich gut aufgehoben. Wenn Ihr schöne Fotos von den Kreuzfahrtschiffen machen wollt, empfehle ich Euch, einen guten Spot an der Hafeneinfahrt zu suchen und das Schiff bei der Ankunft oder beim Verlassen des Hafens zu fotografieren. Ist das Schiff am Quai, ist alles hermetisch abgeriegelt und es ist kein wirklich schönes Foto mehr möglich (so war es jedenfalls, als die Queen Mary 2017 zu Gast war). Vereinzelt können die Schiffe auch von innen besichtigt werden.
2023 ist zudem das Rolex Fastnet Race wieder zu Gast in Cherbourg. Ab dem 28. Juli werden die Segler im Hafen erwartet. Zudem gibt es ein buntes Rahmenprogramm. Infos bekommt Ihr unter diesem Link.
Hundefutter einkaufen in Cherbourg
Zwei etwas größere Tierfutterläden gibt es außerhalb der Stadt:
JMT ist ein kleiner Tierfutter-Supermarkt in Tourlaville. Ihr findet hier Futter hauptsächlich französischer Marken, wobei das Angebot an Trockenfutter überwiegt. Daneben ist auch Futter von
Purina, Eukanuba, Hills und Royale Canin erhältlich, zum Teil auch Spezialfutter. JMT ist eine frankreichweit vertretene Futterladenkette. Adresse: 608 Rue des Métiers, 50110, Tourlaville,+33
(0)2.33.54.61.89.
Maxizoo ist der französische Ableger von Fressnapf, mit einem vergleichbaren Angebot, zumindest was den Online-Handel betrifft. Der Laden in Cherbourg hinkt diesem Anspruch allerdings noch nach, die Auswahl ist begrenzt. Adresse: 65 Rue des Industries, 50100 Cherbourg-en-Cotentin
Hundeservice in Cherbourg
So schlecht das Angebot an hochwertigem Futter, so breit aufgestellt sind Hundefrisöre in Frankreich, von denen es auch in Cherbourg gleich mehrere gibt. Der Größte und Bekannteste ist Les Canailloux, 82 Rue Roger Salengro, 50130 Cherbourg-en-Cotentin.
Eine öffentliche Hundedusche "Canidouche" gibt es unter folgender Adresse: 296, Boulevard de l'Atlantique, 50130 Cherbourg-Octeville. Sie ist täglich von 8.30 bis 20 Uhr geöffnet.
Parks in Cherbourg mit Hund
Nicht alle Parks und Grünflächen der Stadt sind für Hunde erlaubt. Zu den beliebten Hundeauslaufplätzen gehören:
Strikt verboten sind Hunde im Jardin Public, Jardin Botanique Montebello, parc de la Roche Fauconnière und im Parc Emmanuel Liais. Auch im
Parc du château des Ravalet sind Hunde leider untersagt.
Strände mit Hund in Cherbourg
Der Strand in Querquevilleist vom 1. April bis 30. September für Hunde verboten. Am Strand von Collignon sind Hunde erlaubt; vor allem in den Wintermonaten werdet Ihr an diesem Strand viele Hundehalter aus der Stadt treffen.
Ganz ehrlich: Ich bin immer noch hin- und hergerissen. Cherbourg ist keine Schönheit. Aber ich liebe den maroden Charme der Stadt und mag einfach Häfen sehr gerne – da kommen wahrscheinlich die norddeutschen Gene bei mir durch. Allerdings: Wirklich hundefreundlich ist Cherbourg nicht. In keiner anderen französischen Stadt habe ich bislang so wenig Menschen mit Hund gesehen. In die tollsten Sehenswürdigkeiten dürft Ihr mit Hund nicht rein und müsst Euch ein Alternativprogramm überlegen. Die Collies fanden die Gassen der Innenstadt trotzdem mörderspannend und waren permanent am Schüffeln und hinterher auch rechtschaffen müde. Abseits der Hauptrouten könnt Ihr in Cherbourg wirklich pittoreske Ecken entdecken. Und da es wieder nette Läden in der Innenstadt gibt, lohnt auch eine Shopping-Tour. Vergesst aber die Regenschirme nicht :-) .
Eine gleichermaßen gute Ausgangslage für Hafen und Innenstadt habt Ihr auf dem Parkplatz "Parking du Grand Perroquet" direkt bei der Napoleon-Statue. Der Parkplatz ist kostenfrei und so groß,
dass sich fast immer ein Platz auftut. Wohnmobilplätze findet Ihr bei der Cité de la Mer.
Artikel online gestellt im Januar 2019. Überarbeitet März 2023.