Sightseeing in der Normandie ist vielfältig. Ich persönlich liebe es, mich durch die Landschaft treiben zu lassen und da Halt zu machen, wo es mir gefällt. Das ist oft in Orten, die nicht unbedingt im Reiseführer stehen. Ohne diese Hotspots ist allerdings Eure Normandiereise unvollständig. Macht aber trotzdem nicht den Fehler, von einem "instagramable"-Spot zum nächsten zu hecheln. Dann habt Ihr zwar viel gesehen, den Charakter der Normandie, wo alles etwas entschleunigt und auf Genuss ausgelegt ist, verpasst. Und das wäre doch schade!
Versteht die folgende Auflistung lediglich als "Merkzettel" und nicht als "Bucketlist". Pickt Euch raus, was Euch interessiert und gestattet Euch den Mut zur Lücke. Die meisten Normandiereisenden werden ohnehin zu Wiederholungstätern.
Von vielen Städten gibt es bereits ausführliche Beschreibungen, die Ihr lesen könnt, wenn Ihr den jeweiligen blauen Links folgt. Vereinzelt habe ich zu Eurer Information externe Links eingebaut.
Ach ja: Dieser Text hat an die 7.000 Worte. Ihr solltet Euch ein bisschen Zeit nehmen – ich habe immerhin viele Stunden des Jahres 2020 mit dem Schreiben zugebracht. Ich wünsche Euch eine angenehme Lektüre.
Hand aufs Herz: Wo fängt bei Euch eine Großstadt an? So bei 500.000 Einwohnern? Bei 1.000.000? In der Tat ist in der Normandie eine Stadt mit 100.000 Einwohnern schon sehr groß. Die imposanten Städte an der Seine-Mündung Le Havre und Rouen, bringen es nur auf 170.000 beziehungsweise 110.000 Einwohner. Das geht in Deutschland als Mittelzentrum durch, Berliner und Hamburger würden es sogar als Provinz bezeichnen. Im zentralistischen Frankreich (das nur eine Stadt mit mehr als einer Million Einwohnern kennt) und in der eher ländlichen Normandie sind diese Städte allerdings schon sehr groß. Zudem wohnen rund um die eigentliche Stadt viele Menschen im Umland, Industrie und Hafengelände sorgen für ein urbanes Feeling.
Das sind die zehn größten Städte der Normandie:
• Rouen / Seine-Maritime (110.000 Einwohner): Rouen wurde bereits in der Jungsteinzeit besiedelt und auch vom römischen Straßennetz lassen sich heute noch Spuren entdecken. Die Stadt ist uralter Bischofssitz – die Liste der Erzbischöfe konnte bis ins 3. Jahrhundert zurückontruiert werden. Während des 100-jährigen Krieges wurde Rouen von den Engländern erobert. Den meisten dürfte in diesem Zusammenhang Jeanne d’Arc einfallen, die hier am 30. Mai 1431 hingerichtet wurde. Auch in den folgenden Jahrhunderten war Rouen eine immer wieder heiß umkämpfte Stadt, die Deutschen besetzen sie während des Deutsch-Französischen Krieges und des Zweiten Weltkrieges. Die Alliierten zerstörten mit Luftangriffen große Teile der Stadt. Dennoch ist Rouen reich an historischen Sehenswürdigkeiten und es gibt unglaublich viele alte, gut erhaltene Häuser, von denen manche fast 1.000 Jahre alt sind. Die wichtigsten Sakralbauten sind die gotische Kathedrale von Rouen, die Kirche Saint-Ouen, die Kirche Saint-Maclou, die spätgotische reformierte Kirche St-Éloi und die Synagoge. Beeindruckend sind zudem die Profanbauten Großer Uhrenturm (Le Gros Horloge aus dem 14. Jahrhundert: das Fotomotiv der Stadt schlechthin), der Turm Jeanne d’Arc, das Hôtel du Bourgtheroulde, das Pest-Beinhaus L’aître Saint-Maclou mit seinen kunstvollen Schnitzereien und die Place du Vieux-Marché, auf der Jeanne d'Arc verbrannt wurde. Hier befindet sich auch die Kirche Ste-Jeanne-d’Arc.
Mein Tipp: Die Märkte in Rouen sind legendär und du findest fast an jedem Wochentag irgendwo einen Markt, der frische Waren feilbietet. Wenn Ihr nach Antiquitäten Ausschau halten wollt, solltet Ihr auf der Place Saint Marc (Dienstag, Freitag, Samstag und Sonntagvormittag) vorbeischauen. Ihr habt eine Stärkung nötig? Keine andere Stadt in Frankreich hat so viele Bars pro Einwohner wie Rouen. In Rouen vereinen sich Geschichte und cooles Stadtleben auf besondere Weise, und so werdet Ihr kein Problem haben, authentische kleine Bars und Cafés zu finden.
Mit Hund dürft Ihr die Parks Jardins de l'hôtel de Ville, Parc de la Presquîle Rollet und Square Verdrel besuchen. Nicht erlaubt sind Eure Lakritznasen im Parc Grammot und im Jardin des Plantes.
Dieppe / Seine-Maritime (29.000 Einwohner) ist eine Hafen- und Fischerstadt. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zum ersten mondänen Badeort Frankreichs: Die Pariser strömten per Bahn, die Briten mit der Fähre nach Dieppe. Künstler und Schriftsteller entdeckten das Hafenstädtchen mit den bezaubernden Lichtstimmungen. Bis heute hat sich das nicht geändert: Im Sommer ist Dieppe bei den Gästen aus aller Herren Länder beliebt. Der Markt von Dieppe wurde gar 2020 zum schönsten Markt in ganz Frankreich gekürt. Berühmt ist das Drachenfest der Stadt, das das größte der Welt sein soll und alle zwei Jahre im September stattfindet, das nächste Mal 2021. Der Ortsname Dieppe [djɛp] leitet sich übrigens vom englischen Wort deep ab und bezieht sich auf die Hafenausfahrt.
Ich persönlich finde ja Kleinstädte und Dörfer mit Hund entspannter und eigentlich könnt Ihr in der Normandie nur wenig falsch machen, wenn Ihr hier zu einem Rundgang aufbrecht. Es befinden sich wahre Juwelen darunter! In der Manche und im Calvados kommt Ihr allerdings nicht um die Kriegswunden herum, denn viele Orte wurden fast vollständig zerstört und in der Zeit der Rekonstruktion wieder aufgebaut. Was Euch auf den ersten Blick hässlich erscheinen mag, gehört heute ebenso zum Kulturerbe der Normandie, wie mittelalterliche Gässchen und pittoreske Fachwerkhäuser. Viele Städte und Dörfer können sich mit bestimmten Auszeichnungen und Labels schmücken. Was sich dahinter verbirgt, erfahrt Ihr in dem Blogbeitrag "Keine Stadt ohne Label". Im Folgenden findet Ihr die sehenswertesten Kleinstädte und Dörfer nach Départements aufgeschlüsselt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Der Calvados ist für viele Besucher der Inbegriff der Normandie: Apfelbäume, so weit das Auge blicken kann, friedlich grasende Rinderherden und dazwischen kleine, romantische Ortschaften. Diese Orte lohnen einen Stopp:
Die ursprüngliche Region der Eure ist bei deutschen Urlaubern nur wenig bekannt. Völlig zu unrecht! Schlendert entlang der Seine und in den Fussstapfen der Impressionisten durch die Natur und entdeckten die einfachen Genüsse. Und die kleinen Dörfer!
Die Manche ist sicher der beste Landstrich in der Normandie, für einen Urlaub mit Hund. Folgende Städte und Gemeinden schaffen es auf meine persönliche Top-Liste:
"Orne – pure Normandie" ist der Claime des Fremdenverkehrsamts. Hügelige Wiesen und Weiden, gutes Essen und Trinken machen die Orne zu einem perfekten Lanndstrich für Geniesser. Diese Orte solltet Ihr entdecken:
Vor allem die Orte an der Steilküste sind Sehnsuchtsziel jeden Normandie-Urlaubers. Daneben gibt es aber ein paar echte Geheimtipps im Landesinneren, die Ihr auf keinen Fall versäumen dürft. Die großen Städte Le Havre, Dieppe und Rouen gehören für mich zum Pflichtprogramm.
Publiziert 2020.