Alle Wege führen in die Normandie – zumindest fast alle. Der bequemste Weg, in die Normandie zu reisen, ist der eigene Pkw oder das eigene Reisemobil. Aber es existieren auch sehr gute Zugverbindungen und sogar Fernbusse steuern die Normandie mittlerweile an.
Inhaltsverzeichnis
Vom Westen und vom Norden Deutschlands reist Ihr am einfachsten über Aachen-Lüttich-Valenciennes oder über Eindhoven-Antwerpen-Lille an, aus dem Süden erfolgt die Anfahrt über Saarbrücken-Metz-Reims. Von dort aus habt Ihr die Möglichkeit, entweder über die Autobahn über Amiens-Rouen zu fahren oder die Strecke durch Paris zu nehmen. Letzteres empfiehlt sich wegen des Verkehrs auf dem Boulevard périphérique allerdings nur nachts, sonntags oder in den frühen Morgenstunden, oder aber, wenn Ihr ohnehin Frankreichs schöner Hauptstadt einen Besuch abstatten wollt.
Wenn Ihr mit dem Wohnmobil reist, lohnt es sich auch, von der Autobahn runter und ein Stück über die RN zu fahren. Wir haben vorzugsweise in Reims die Autobahn verlassen und sind dann nördlich an der französischen Hauptstadt über die N31 und Soissons, Compiègne und Beauvais nach Rouen gezuckelt. Aber Achtung: Die Strecke ist mittlerweile mit Blitzern gespickt. Haltet Euch an die vorgegebenen 80 km/h, sonst ist der Vorteil der Mautersparnis schnell aufgebraucht!
Hinweis für die Schweizer: Ihr könnt über die A28 und A10 über Tours, Orleans und Le Mans nach Caen fahren und umgeht den Großraum Paris komplett!
Für alle Anfahrten über zweispurige Nebenstraßen gilt: Seit dem 1. Juli 2018 wurde die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h gesenkt, um die Zahl der Toten auf Landstraßen zu verringern. Die Zwischenbilanz fällt, zumindest in der Manche, eher ernüchternd aus: So wurden bis Ende November 2018 587 Menschen im Straßenverkehr verletzt und 33 getötet. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 269 Verletzte und 31 Getötete. Landesweit ist insgesamt ein leichter Rückgang von 1,8 % bei den im Verkehr Getöteten zu konstatieren. Dennoch können seit Sommer 2019 die einzelnen Départements selbst festlegen, wie schnell auf der Landstraße gefahren werden darf. In der Normandie hat sich der Calvados dazu entschieden, zu 90 km/h-Regel zurück zu kehren. Allerdings nur auf manchen Straßen! Deshalb seid besonders wachsam: Wenn irgendwo ein Schild steht, dass Ihr 90 km/h fahren dürft, könnt Ihr 90 km/h fahren, sonst gelten im Zweifelsfall 80 km/h. Und nicht auf das Navi verlassen, zumindest dann nicht, wenn Ihr in letzter Zeit kein Update durchgeführt habt. Geräte der Marken Coyote werden automatisch aktualisiert, TomTom stellt ebenfalls kostenlose Updates bereit. Integrierte Navis müsst Ihr in der Regel kostenpflichtig aktualisieren.
Radarfallen sind auf nahezu allen Landstraßen zu finden. Viele der alten Modelle werden vorher mit einem entsprechenden Hinweisschild angekündigt. Bei den neueren Blitzern, die auch in beide Richtungen blitzen können, wird auf diesen freundlichen Hinweis meist verzichtet. Zudem geht die Polizei in der letzten Zeit verstärkt dazu über, mobil zu messen. Dazu verstecken sich die Beamten mit dem Fahrzeug oder auch zu Fuß hinter den Hecken – und davon gibt es gerade in der Normandie viele! Das Département La Manche hat außerdem ein privates Unternehmen mit Radarkontrollen beauftragt – diese bewegen sich mit harmlos aussehende Zivilfahrzeugen auch im fließenden Verkehr und messen Eure Geschwindigkeit.
Andere Länder, andere Sitten: Die Anfahrt durch Frankreich ist mit besonderen Herausforderungen für Autofahrer und Autofahrerinnen verbunden.
Und da wäre noch: Die Feinstaubplakette (ein wunderschönes Beispiel für komplizierte Bürokratie im Land). In Frankreich gibt es drei Arten von Umweltzonen:
Die Plaketten könnt Ihr unter diesem Link bestellen. Sie sind nicht teuer (zur Zeit 3,11 Euro plus Porto = 4,51 für die EU/Schweiz) und bewahren Euch vor unliebsamen Überraschungen und Bussgeldern. Wenn die Plakette nicht rechtzeitig vor Eurem Urlaub eintrifft, reicht die Bestellbestätigung hinter der Windschutzscheibe. Lasst die Finger weg von privaten Angeboten, die 20 Euro und mehr verlangen!
Die Umweltzone in Paris umfasst die komplette Zone innerhalb des Autobahnrings A86. Der Autobahnring selbst ist ausgenommen. Innerhalb der Hier gelten seit dem 1. Juni 2021 verschärfte Regeln: In diese Zone dürft Ihr mit einer Plakette von Crit'Air 4 (Diesel vor Baujahr 2006 und Benziner vor Baujahr 1997) montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr nicht mehr einfahren. Schrittweise sollen Dieselfahrzeuge aus der Region Paris ganz verbannt werden. Fahrzeuge mit einer Crit'Air 3 werden voraussichtlich ab Januar 2025 betroffen sein.
In der Normandie hat mittlerweile Rouen eine ZFE eingerichtet. Sie gilt seit dem 1. Januar 2022 für die Orte Amfreville-la-Mi-Voie, Déville-lès-Rouen, Rouen, Bihorel, Grand-Quevilly, Saint-Léger-du-Bourg-Denis, Bois-Guillaume, Le Mesnil-Esnard, Sotteville-lès-Rouen,Bonsecours, Notre-Dame-de-Bondeville, Darnétal, Petit-Quevilly. Unterm Strich bedeutet dass: Fahrzeuge ohne Plakette und mit den Schadstoffklassen 4 und 5 können nicht mehr in die Metropolregion einfahren, auch nicht zum Durchfahren! Die vorgesehene Verschärfung der ZFE, die auch Fahrzeuge der Kategorie 3 von der Einfahrt ausgeschlossen hätte, wurde hingegen wegen verbesserter Luftwerte vorerst ausgesetzt!
Ihr bekommt keine Umweltplakette, weil Euer Auto zu alt ist? Dann könnt Ihr seit dem 1. Juli 2024 einen sogenannten "Pass ZFE 24h" bestellen. Damit dürft Ihr 24 Stunden in die
ZFE Rouen einfahren und auch parken, ohne dass das Fahrzeug eine Umweltplakette hat. Insgesamt kann dieser Pass 24-mal pro Jahr beantragt werden. Das geht auch für Fahrzeuge mit ausländischer
Zulassung über folgenden Link: https://formulaires.demarches.metropole-rouen-normandie.fr/mobilite/zfe-1jour/
Gut zu wissen: Auch in anderen Ballungsräumen wird die Crit'Air-Plakette spätestens am 1. Januar 2025 zur Pflicht (also auch auf Eurem Weg in Amiens, Caen, Reims und Lille!)
Die Autobahnen in Frankreich kosten Maut – in der Normandie bis Caen. Dafür bekommt Ihr aber auch phantastisch gepflegte Straßen, auf denen das Reisen ein Genuss ist. An den klassischen Mautstellen könnt Ihr auf drei Arten bezahlen: Mit Bargeld, per Kreditkarte oder mit LIBER-T. Wenn Euch das Bezahlen mit Kleingeld oder Kreditkarte zu aufwendig ist, könnt Ihr mit dem französischen télépeage-System bezahlen. Ihr erhaltet zum Beispiel bei bipandgo einen kleinen Badge, der an die Windschutzscheibe geklebt wird und der die Schranke an der Mautstelle mit einem vernehmlichen "piep" auslöst. An vielen Mautstellen könnt Ihr sogar zügig mit 30 km/h durchrauschen und am Stau vor den Kassenautomaten fahrt Ihr lässig winkend einfach vorbei.
Wir lieben ja unsere bip&go-Box und würden Sie nie mehr hergeben – allein der fehlenden Verrenkungen an der Mautstation wegen. Für mich als kleine Frau ist es mit VW-Bus oder Gespann jedes Mal eine sportliche Herausforderung gewesen, Tickets zu ziehen oder Geld passend in den richtigen Schlitz zu werfen. Wirklich (finanziell) lohnen tut sich der Badge erst, wenn Ihr mindestens einmal im Jahr nach Frankreich fahrt, denn Anmeldung und Versand nach Deutschland schlagen mit 20 Euro zu Buche.
Der Autobahnbetreiber SANEF testet darüber hinaus ein neues System der Mautabrechnung, das sogenannte "flux libre" gleich "freier Fluss". Statt der bekannten Mautstationen fahrt Ihr unter einer
Brücke durch (ähnlich wie beim deutschen Lkw-Maut-System). Das System ist bereits in Lothringen bei Boulay in Betrieb (auf der A4, Ausfahrt Boulay, mehr dazu unter folgendem
Link: https://www.autoroutes.sanef.com/fr/mon-voyage/boulay/comment-ca-marche). Seit Dezember 2024 ist das
System auch auf der Strecke Paris-Rouen-Caen in Betrieb.
Alle anderen Strecken sind vorerst nicht von der "neuen Maut" betroffen. Da geht alles wie bisher, mit Télépéage, Bankkarte oder auch bar!
Wenn Ihr das erste Mal in Frankreich unterwegs seid, können die französischen Mautstationen ganz schön verwirrend sein. Mit Badge braucht Ihr Euch nur am orange "t" orientieren und könnt (mit kurzem Stopp oder gar mit 30 oder 50 km/h) durch die Mautstationen durchfahren. Ohne Badge seid Ihr darauf angewiesen, Euch richtig einzuordnen.
Grundsätzlich gibt es zwei Systeme: das offene und das geschlossene System. An den offenen Systemen (meist nur kurzen Abschnitten) bezahlt Ihr direkt Eure (pauschalierte) Gebühr, bei den geschlossenen Systemen zieht Ihr bei Einfahrt ein Ticket (das ist vor der Mautstelle mit einem Schild "Ticket" angegeben) und bei der Ausfahrt (von der Autobahn runter oder bei der Einfahrt in einen gebührenfreien Teil) bezahlt Ihr die Kosten pro gefahrenem Kilometer, die sich mit Eurem Ticket errechnen lassen. Bezahlen könnt Ihr mit Bankkarten oder bar, bei der Barzahlung gibt es Automaten und Kassenhäuschen, letztere leider immer weniger. Welches Zahlungsmittel auf welcher Spur angenommen wird, ist auf den Pictogrammen oberhalb der Einfahrt zu sehen: Kartenzahlung wird mit entsprechenden Karten wiedergegeben, Barzahlung mit Symbolen für Scheine und Münzen. Ein besetztes Kassenhäuschen könnt Ihr am freundlichen Männchen mit ausgestrecktem Arm erkennen.
Wichtig: Habt Ihr Euch falsch eingeordnet oder irgendetwas funktioniert nicht? Es gibt eine Klingel neben jedem Mautschalter, mit dem Ihr das Personal zur Hilfe rufen könnt. Auf keinen Fall solltet Ihr versuchen, wieder rückwärts rauszufahren – das ist gefährlich und teuer!
Hättet Ihrs gewusst? Die Mautgebühren in Frankreich wurden in den 1960er Jahren eingeführt, um den Bau der Autobahnen zu bezahlen. Ursprünglich waren sie als vorübergehender Obulus geplant, wurden dann aber beibehalten, um den Unterhalt und den Ausbau weiterer Infrastruktur zu finanzieren.
Grundsätzlich ist in Frankreich der Diesel etwas teurer, als in Deutschland. Das Ansteigen der Dieselpreise war der Geburt der Gelbwestenbewegung in Frankreich, die die Regierung zum Umdenken brachte. Mittlerweile, also 2022, ist das alles ohnehin nur noch Makulattur: Der Ukraine-Krieg hat auch in Frankreich die Preise kräftig steigen lassen. Ein Tankrabatt der Regierung konnte die Preissteigerung nur zum Teil auffangen. Die Regelung wurde bis Ende September verlängert und wird bis zum Jahresende 2022 schrittweise auslaufen (12 Cent im Oktober, 6 Cent im November und Ende der Regelung am 1. Dezember) und durch eine "Arbeitnehmer"-Kraftstoffzulage ersetzt, die auf Haushalte ausgerichtet ist, die ihr Fahrzeug für den Weg zur Arbeit nutzen müssen. Ihr als Urlauberinnen und Urlauber kommt dann also nicht mehr in den Genuss der Vergünstigungen.
Hauptsächlich um die Kunden zu binden, hat die Supermarktkette Casino noch den ganzen August über eine Sparaktion an ausgewählten Tankstellen und bewirbt dies mit einem Preis von 0,85 Euro pro Liter Sprit. So funktioniert es: Bei dieser Aktion wird an ausgewählten Tagen (zum Beispiel Freitag und Samstag) die Differenz zwischen diesem Betrag und dem tatsächlichen Preis für einen Liter Diesel in Form eines Gutscheins erstattet. Dieser Gutschein kann im Geschäft unter der Voraussetzung eines Mindesteinkaufs eingelöst werden. Welche Supermärkte sich an der Aktion beteiligen, seht Ihr unter diesem Link.
Auch andere Supermarktketten starten immer wieder solche Rabattaktionen. Ohnehin tankt Ihr an den Tankstellen der Supermärkte am günstigsten. Sie spucken mit EC-Karte oder Kreditkarte auch noch nachts und am Wochenende Sprit aus. Günstige Tankstellen in Eurer Nähe findet Ihr über die Webseite Mon Essence. Die informiert Euch auch darüber, wenn es wegen Streik Probleme bei der Benzin- und Dieselversorgung gibt. Ihr könnt auch eine App fürs Smartphone runterladen. Den günstigsten Benzin- und Dieselpreis könnt Ihr auch auf dieser Regierungswebseite https://www.prix-carburants.gouv.fr/ ermitteln.
Ganz bequem und schnell gelangt Ihr mit dem Zug in die Normandie. Thalys, TGV und ICE bringt Euch von allen größeren deutschen Bahnhöfen nach Paris. Von dort aus komm Ihr Richtung
weiter. Die Anreise mit Hund in den Zügen des SNCF – außer im Eurostar – ist grundsätzlich möglich, solange kein Fahrgast Beschwerde einlegt. Seit dem 23. Juni 2022 zahlen alle Hunde, unabhängig von Größe und Gewicht, pauschal für die Fahrt 7 Euro, in den Ouigo-Zügen wurde der Fahrpreis von 15 auf 10 € pro Tier und Strecke gesenkt. Große und mittlere Hunde müssen einen Maulkorb tragen. Begleithunde reisen kostenlos und sind auch von der Maulkorbpflicht ausgenommen, es muss ein Dokument vorgelegt werden, das Euren Hund als Assitenz- oder Blindenhund ausweist.
Mittlerweile ist es auch möglich, mit dem Fernbus nach Paris und von dort aus nach Caen, Rouen oder zum Mont St. Michel zu reisen. Das Unternehmen Flixbus (das leider keine Hunde an Bord zulässt) baut sein französisches Streckennetz derzeit aus und bietet somit eine interessante Alternative. Der SNCF-Ableger Ouibus bietet Busfahrten von Cherbourg, Caen und Rouen an. Leider sind auch bei Ouibus nur Blindenhunde als Passagiere zugelassen. Das Interessante für alle, die ohne Hund reisen: Ouibus steuert sowohl den Flughafen Charles-de-Gaulle als auch den von "Billigairlines" frequentierten Flugplatz in Beauvais an. So wird auch die Kombination von Flug und Bus zunehmend interessanter. Etwas Zeit spart Ihr bei der Kombination Flug nach Paris und Weiterfahrt mit einem Leihwagen in die Normandie, wobei diese Variante hauptsächlich für Menschen mit kleinen Hunden, die als Handgepäck reisen, interessant sein dürfte.
Artikel online gestellt: Januar 2017. Letzte Aktualisierung: 6. August 2024
Transparenz-Hinweis: Dieser Artikel enthält Links zu Unternehmen, Zeitungsverlagen und Regierungswebseiten. Diese dienen Eurer persönlichen Information. Ich bekomme für das Einbinden dieser Links keine Provision – der Artikel wäre ohne diese weiterführenden Infos schlichtweg unvollständig.
Le Havres moderne Innenstadt zählt zu den Welterbestätten.
Der Mont-Saint-Michel ist die wichtigste Sehenswürdigkeit.
Portbail ist das Top-Reiseziele für Urlauber mit Hund.
Barfleur gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs.