Die Route des Caps entführt Euch ganz und gar in die faszinierende und raue Natur des Cotentin. Sie geht von Barneville-Carteret nach Cherbourg (oder umgekehrt) immer der Küste entlang. Und wie der Name schon sagt: Es warten jede Menge Felsen und Klippen auf Euch. Dazwischen kleine Buchten, pittoreske Häfen, Heidelandschaften und verträumte Weiler. Die Tour könnt Ihr mit Eurem Hund zusammen unternehmen, da immer wieder die Möglichkeit besteht, ein paar Schritte zu laufen. Und wenn Ihr an einem windigen Tag fahrt, sind die Wellen spektakulär!
Ich kenne kaum eine abwechslungsreichere Landschaft als den Cotentin. Zwischen Carentan und Lessay wird er durch Sumpf- und Weidelandschaften geprägt und sogar Wälder sind zu finden. Hier herrschen an den Küsten unendliche Sandstrände vor. Weiter oben im Norden wird es dann schroff und felsig, Buchten mit Kies- oder Sandstrand ermöglichen aber auch hier an vielen Orten den Zugang zum Wasser. Dazwischen türmen sich Dünenlandschaften unvorstellbaren Ausmaßes. Ein Stück im Landesinneren verwunschene Dörfer, verzauberte Hügellandschaften, die von Farn und Heidekraut überzogen sind.
Hier hat sich der Cotentin seinen Inselcharakter bewahrt. Die Landschaft wird auch "kleines Irland" genannt: Weideland, Moore, Felsen und Heide bestimmen zusammen mit grasenden Schafen und Kühen das Bild. Des immer herrschenden Windes und der mitunter starken Stürme wegen sind die Dächer der Häuser hier nicht etwa mit Ziegeln eingedeckt – die Schindeln aus dem "Blauen Granit" des Cotentin werden kurzerhand festbetoniert.
Ein bisschen scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein, bekommt Ihr einen Eindruck davon, wie karg (und mit harter Arbeit verbunden) das Leben hier über Jahrhunderte war.
Dazwischen besticht Euch die Landschaft mit spektakulären Felsen und im Sommer kräftigen Farben. Wenn Ihr die Heideblüte erwischen wollt, müsst Ihr Euch im Juli und August auf die Tour begeben.
Eine Möglichkeit, den Nord-Cotentin zu erkunden, ist die Route des Caps. Sie führt von Barneville nach Cherbourg zumeist über kleine, kurvige Straßen, mal mit Abhang, mal mit Gräben oder Bocage-Hecken am Straßenrand. Mit dem Pkw lässt sich die Route sehr entspannt fahren, mit größeren Fahrzeugen wird die Strecke an manchen Stellen eine Herausforderung an Euer fahrerisches Können stellen. Viele Wege sind für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt, wenn Ihr mit dem Wohnmobil unterwegs seid, solltet Ihr besser die Umfahrungen für Busse nutzen. Ein Vorteil ist, dass Ihr gemütlich durchs Land zuckeln könnt und einfach anhalten, wo es Euch gefällt. Es besteht an vielen Punkten auch die Möglichkeit, mit dem Hund einige Schritte zu gehen, am Strand zu verweilen (die einzelnen Beschränkungen an den Badestränden sind dabei im Sommer zu beachten) oder auch eine ausgedehnte Wanderung zu unternehmen. Je nachdem, wie Ihr Programm auf der Route de Caps aussehen soll, müsst Ihr dafür einen Tag oder auch mehrere Tage einplanen. Eine einfache Tour mit Foto- und Gassistopps ohne Besichtigungen oder Wanderungen ist gut in einem Tag zu bewältigen. Die Route des Caps ist gut ausgeschildert – folgt einfach den Hinweisschildern mit dem Leuchtturm drauf.
Die Versuchung, einfach überall zu halten, wo es gerade schön ist, ist auf der Route des Caps besonders groß, denn die Landschaft ist einzigartig, die Dörfer mit ihren typisch normannischen Steinhäusern sind pittoresk. Der Ärmelkanal zeigt sich hier von seiner wilden Seite, an windigen oder stürmischen Tagen könnt Ihr hier beeindruckend hohe Wellen sehen.
An folgenden Stationen lohnt sich unter anderem der Halt:
Die Gemeinde La Hague möchte das Cap als UNESCO-Global-Geopark zertifizieren lassen und beabsichtigt, einen entsprechenden Antrag im November 2021 einzureichen.
Das Gütesiegel Geopark ist eine Anerkennung für ein außergewöhnliches geologisches Gebiet und soll das gesamte kulturelle, geschichtliche und natürliche Erbe beleben und fördern. Insgesamt sollen
die verschiedenen Angebote besser vernetzt und gebündelt und so die Sichtbarkeit und die nachhaltige Entwicklung des Gebiets erhöht werden. Das Projekt ist in der Region nicht
unumstritten. Denn an den Hotspots wie dem Nez de Jobourg stöhnen die Einwohner schon jetzt unter der starken Frequenz der Urlauber und fürchten zunehmenden Overtourismus durch
das neue Projekt. Andere wiederum kritisieren, dass sich atomare Wiederaufbereitungsanlage, Atommülllager, radioaktive Abwasser auf der einen Seite und Tourismus auf der anderen Seite nur schwer
miteinander vereinbaren lassen. Die Zukunft wird zeigen, ob es mit sanftem Tourismus gelingt, neue Akzente in einer der am stärksten atomisierten Regionen
Europas zu setzen.
Damit dies gelingt, eine Bitte zum Schluss: Erweist der Region und ihren Bewohnern Respekt und geht umsichtig mit den Dörfchen, der Flora und Fauna um.
Hinweis: Dieser Artikel ging 2017 online. Letzte Aktualisierung am 29. August 2021. Der Text und die Fotos unterliegen dem Urheberrecht und dürfen – auch auszugsweise – nur mit meiner schriftlichen Genehmigung verwendet werden.